Meryl Streep adelt „Big Little Lies“
In der Nacht auf Montag startet auf Sky die zweite Staffel von „Big Little Lies“mit einem Neuzugang. Meryl Streep als dominante Mutter markiert einen weiteren Meilenstein im goldenen Fernsehzeitalter.
Auch ein schlechter Mensch hinterlässt eine Lücke, wenn er stirbt. Der Feind lebt in den Welten der Zurückgebliebenen weiter, er geistert umher. Die Spuren, die er zeit seines Lebens gelegt hat, bleiben erhalten, die Wunden sichtbar. Jetzt: Achtung! Die nächsten drei Absätze enthalten Spoiler zu beiden Staffeln von „Big Little Lies“.
Der Tod des Schlägers, Vergewaltigers, Psychoterroristen Perry (Alexander Sarsgard) aus der ersten Staffel hat den Hinterbliebenen kaum Erleichterung gebracht, dafür tiefe Spuren hinterlassen. Schlechtigkeit hat eine hohe Halbwertszeit.
Gerechter Tod
Die Voraussetzungen zu Beginn der zweiten Staffel sind also ungünstig. Immerhin gilt es einen Mord zu vertuschen, der zwar in den Augen von Perrys Ehefrau Celeste (Nicole Kidman) und ihren Freundinnen Madeline (Reese Witherspoon), Jane (Shailene Woodley), Renata (Laura Dern) und Bonnie (Zoë Kravitz) und womöglich auch aus der Sicht der meisten der Zuschauer gerecht war. Dennoch bleibt es Mord, und was die äußere Handlung betrifft, ist damit der Bogen gespannt für sieben weitere Folgen innerfamiliärer Dramen. Staffel zwei der HBO-Serie startet in der Nacht auf Montag parallel zur US-Ausstrahlung auf mobilen Diensten von Sky und am Montag um 20.15 Uhr auf Sky Atlantic HD.
Mit dem Tod gehen alle anders um. Celeste trauert, Madeline lebt ihr Leben in ständiger Aufregung, Renata bleibt die fuchtige Helikoptermutter, jetzt mit Ehezwist, Jane ringt um eine bessere Zukunft, Bonnie fühlt sich schuldig. Und als ob da nicht schon genug zu bewältigen wäre, taucht auch noch Sie auf: Perrys Mutter Mary Louise, die die Umstände des Todes klären möchte. Meryl Streep spielt sie. Und es wäre nicht Streep, wenn sie das Geschehen nicht ab der ersten Szene bestimmen würde.
Mary Louise als dominant zu bezeichnen wäre vereinfacht und der Rolle nicht gerecht. „Ich habe kein Vertrauen zu kleinwüchsigen Menschen“, sagt sie der kurz gewachsenen Madeline ins Gesicht und reiht sie bei dieser ersten Begegnung in die Gruppe der „Wanter“, also solcher, die im Leben „immer nur wollen, aber nichts bekommen“. Aber bitte, meine Liebe, nimm’s nicht persönlich. Sie sei ja selbst so eine, sie will auch etwas, nämlich wissen, was mit ihrem Sohn passierte. Hinterfotzig ist ein Hilfsausdruck. Mary Louise wird Schwierigkeiten machen.
Big Little Lies markierte 2017 einen Meilenstein im goldenen Fernsehzeitalter und setzt in der Fortsetzung nicht zuletzt dank Streep einen weiteren. Bis noch vor wenigen Jahren schien undenkbar, Hollywoods A-Liga an Schauspielern, Autoren und Regisseuren für Serien zu gewinnen. Mittlerweile spielen alle mit: Julia Roberts, George Clooney etc. Dass Streep diesen ohnehin schon illustren Cast bereichert, ist ein neuerlicher Ritterschlag für das Medium Fernsehen.
Produziert hat wieder David E. Kelley, der die Folgen gemeinsam mit Liane Moriaty und Matthew Tinker verfasste und mit Ally McBeal und Boston Legal Seriengeschichte geschrieben hat. Regie führte Andrea Arnold, eine der derzeit spannendsten Regiseurinnen der Film- und Serienszene im angloamerikanischen Raum.
Die Britin gewann für den Kurzfilm Wasp 2004 einen Oscar und inszenierte Serien wie Transparent und I Love Dick. Sie ist bekannt dafür, den Schauspielern in der Entwicklung größtmögliche Freiheit zu gewähren. Das hat sich ausgezahlt.