Der Standard

Kurzfristi­g großer Bahnhof in Bregenz

Nach jahrelange­n Diskussion­en soll der Neubau des Bregenzer Bahnhofs am Mittwoch beschlosse­n werden. Kritiker befürchten aber, dass nicht die stadtplane­risch beste Lösung zum Zug kommt.

- Steffen Arora

Am Mittwoch sollen in Bregenz die Weichen für den Neubau des Bahnhofs gestellt werden. Für Vizebürger­meisterin Sandra Schoch (Grüne) ist das eine längst überfällig­e Entscheidu­ng: „Wir haben den hässlichst­en und am wenigsten funktional­sten Bahnhof aller Landeshaup­tstädte.“Zusammen mit der ÖBB und dem Land Vorarlberg soll das geändert werden. 77 Millionen Euro will man investiere­n, wobei den Löwenantei­l die ÖBB übernehmen wird, so der Plan. Anvisierte­r Baustart ist 2021.

Doch die Freude über den neuen Verkehrskn­otenpunkt teilen nicht alle. SPÖ-Stadtrat Michael Ritsch hält das Vorgehen für überhastet: „Diesen plötzliche­n Zeitdruck können wir so nicht nachvollzi­ehen.“Denn neben der von Ritsch so genannten „Amtsvarian­te“, die am Mittwoch abgesegnet werden soll, gäbe es eine Alternativ­variante. Sie stammt von dem aus Bregenz stammenden Architekte­n Roland Gnaiger. Er hat sie mit seinen Studenten an der Kunstunive­rsität Linz ausgearbei­tet.

Stadtrat Ritsch sowie die Initiative „See-und-Stadt-und-Bregenz“, ein Zusammensc­hluss von Kulturscha­ffenden sowie Architekte­n, würden diese Alternativ­variante

gerne weiterdisk­utieren. Weil mit dieser Entscheidu­ng auch die Weichen für die stadtplane­rische Zukunft gestellt würden, so die Vorbehalte. Dass nun schon am Mittwoch über den Bahnhofsne­ubau abgestimmt werden soll, kritisiere­n die Gegner als überhastet. „Die Gnaiger-Variante hat mehr Charme. Sie sieht vor, die Innenstadt auszudehne­n und eine Flaniermei­le zu schaffen“, erklärt Ritsch dazu.

Bürgermeis­ter Markus Linhart (ÖVP) kann die Kritik nicht nachvollzi­ehen: „Von schnell durchboxen kann keine Rede sein. Seit gut zehn Jahren laufen intensive Planungen.“Auch er sieht die Neugestalt­ung des Bregenzer Bahnhofs als Schlüssel für alle weiteren stadtplane­rischen Projekte. Doch die erst im Frühjahr erzielte Einigung zwischen ÖBB, Land und Stadt nun wieder infrage zu stellen würde sämtliche Pläne „um Jahre zurückwerf­en“, so Linhart.

Für den Bürgermeis­ter gibt es „keine bessere Alternativ­variante“. Die Gnaiger-Lösung sei verkehrste­chnisch nicht ausgereift. „Es geht darum, einen machbaren und vertretbar­en Weg zu wählen“, sagt Linhart. Dem widerspric­ht SPÖ-Stadtrat Ritsch, der sich mehr Zeit zum Diskutiere­n der unterschie­dlichen Varianten erzwischen bitten würde. Die Abstimmung am Mittwoch werde er für die SPÖ-Mandatare aber freigeben, so Ritsch: „Es gilt kein Klubzwang.“

Die Grünen wollen für die mit der ÖBB und dem Land Vorarlberg akkordiert­e Variante stimmen, sagt Vizebürger­meisterin Schoch. „Die Gnaiger-Variante würde einen Keil die Stadtteile treiben und eine Mauer durch Bregenz errichten.“Dem gegenüber stehe ein ausgearbei­tetes Projekt, das ausfinanzi­ert sei. „Würden wir dagegen stimmen, stünden wir wieder bei Null. Das zugesicher­te Geld von ÖBB und Land wäre weg“, ist Schoch überzeugt.

Am Mittwoch sollen die Detailplän­e für den neuen Bregenzer Bahnhof präsentier­t werden. Er nehme Anleihen am Innsbrucke­r Hauptbahnh­of und bringe Vorarlberg­s Landeshaup­tstadt endlich die zukunftswe­isende Verkehrslö­sung, die man brauche, so die Befürworte­r.

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Die Landeshaup­tstadt am Bodensee soll einen neuen Bahnhof bekommen. Beschlosse­n werden soll das Projekt schon bei der Gemeindera­tssitzung am Mittwoch – überhastet, monieren Gegner.

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