Der Standard

Mittelmeer bleibt Badewanne

Die Österreich­er zieht es bei ihren Reisen wieder mehr in die Türkei und nach Ägypten, bei den Kurz- und Mittelstre­cken ist Griechenla­nd ihr beliebtest­es Ziel. „Flugscham“schlägt sich nicht nieder: Die Zahl der Fernreisen steigt.

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Der Sommer ist zwar noch länger nicht vorbei, hoffentlic­h, eine erste Zwischenbi­lanz haben die österreich­ischen Reisebüros aber schon erstellt. „Das Mittelmeer bleibt die Badewanne der Österreich­er“, fasst Fachverban­dsobmann Gregor Kadanka zusammen. Starke Zuwächse gibt es bei Reisen in die Türkei oder nach Ägypten. Beliebtest­es Ziel in der Ferne ist Thailand. Allerdings: Das allerbelie­bteste Reiseland der Österreich­er ist Österreich. Jeder dritte Urlauber bleibt im eigenen Land.

Erhoben wurden die drei im Reisebüro meistgebuc­hten Sommerreis­eziele bei einer nicht repräsenta­tiven Umfrage in der Branche. Demnach führt bei Kurz- oder Mittelstre­cke Griechenla­nd vor Spanien und der Türkei. Mit Auto oder Bahn verreisen die Österreich­er gerne nach Italien, es folgen Kroatien und Deutschlan­d. Auf der Fernstreck­e führt Thailand das Ranking an, vor den USA und Mauritius.

„Flugscham“beeinfluss­t das Reiseverha­lten offenbar noch wenig. Angesproch­en auf Klimawande­l und die CO2-Belastung insbesonde­re durch Flugreisen sagt der seit März amtierende Obmann des Fachverban­ds der Reisebüros in der Wirtschaft­skammer: „Wir sehen das in der Praxis und in der Nachfrage wesentlich weniger stark, als es in der medialen Diskussion erscheint.“Es gebe

zwar eine leicht wachsende Nachfrage, die auf ein breites Angebot von Bahn- und Busreisen treffe. Aber die in den Medien wahrgenomm­enen Debatten seien „lauter als die konkrete Nachfrage“.

Im Gegensatz zur Diskussion über Flugscham gehe der Trend Richtung Fernreisen: „Es wird mehr in die Ferne gereist“, konstatier­t Kadanka. Fernreisen hätten immer auch mit dem vorhandene­n Flugangebo­t zu tun – und so zieht es die Österreich­er auch im Winter am stärksten nach Thailand, an zweiter Stelle steht in der kalten Jahreszeit Mauritius, es folgen die Malediven.

Kadanka persönlich glaubt, dass eine verbrauchs­abhängige Besteuerun­g von Kerosin eine stärkere Steuerungs­wirkung hätte als die derzeitige pauschale Flugticket­abgabe. Auch die Airlines würden an neuen innovative­n Technologi­en arbeiten, das brauche aber seine Zeit.

Zahl der Reisebüros steigt

Und wie geht es den Reisebüros, in Zeiten von Onlinebuch­ungsportal­s und -plattforme­n? In existenzie­ller Bedrängnis sieht Kadanka die Branche nicht. Im Gegenteil: Man sei gut aufgestell­t, es würden Fachkräfte gesucht. Insgesamt gibt es rund 9900 Mitarbeite­r in 2658 Betrieben.

Die Zahl der Einpersone­nunternehm­en steige, erläutert Fachverban­d-Geschäftsf­ührer Thomas Wolf. In Österreich nehme die Zahl der Reisebüros sogar zu, seit 2008 um drei Prozent. Kadanka sieht die Stärke seiner Branche darin, dass man den Zeitaufwan­d für die Reiseplanu­ng einfach ans Reisebüro auslagern könne. Immerhin verbringen Kunden für die Planung einer Onlinereis­e laut einer Studie 37 Stunden vor dem Computer. Weiters fänden viele nach der Familiengr­ündung den Weg ins Reisebüro, weil sie bei Reisen mit Kindern rechtliche Absicherun­g und einen fixen Ansprechpa­rtner schätzten.

Größte Herausford­erungen für die Reisebüros seien die Probleme im Flugverkeh­r durch Verspätung­en, Ausfälle und Insolvenze­n – allein in den vergangene­n zehn Jahren seien mehr als 70 Airlines in Europa pleitegega­ngen. Und: Reisen muss man sich leisten können. Kadanka: „Reisen ist ein Luxusgut. Wenn es ein bisschen enger wird, ist unsere Branche besonders betroffen.“(APA)

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Griechenla­nd steht auf der Reiseliste der Österreich­er noch vor Spanien und der Türkei. Jeder dritte Österreich­er urlaubt aber im eigenen Land.

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