Propagandaschlacht an der Straße von Hormus
Die USA wollen eine iranische Drohne abgeschossen haben, Teheran dementiert
Was genau im Luftraum über der Straße von Hormus passiert ist, darüber herrscht auch am Tag nach der Meldung Verwirrung. Die Spirale der Eskalation am Persischen Golf dreht sich jedenfalls immer schneller. Die USS Boxer, ein amphibisches Kriegsschiff der US-Navy, habe eine iranische Drohne abgeschossen, verkündete US-Präsident Donald Trump – und ließ damit die Sorge vor einem bewaffneten Konflikt zwischen den USA und dem Iran weiter wachsen.
„Dies ist die jüngste zahlreicher provokativer und feindlicher Handlungen des Iran gegen Schiffe in internationalen Gewässern“, polterte Trump. Wenige Stunden zuvor hatte der Iran gemeldet, die Revolutionsgarden hätten einen „ausländischen Tanker“beschlagnahmt, der zum Schmuggel von
Treibstoff verwendet worden sei. Jenes iranische Schiff wiederum, das seit zwei Wochen ebenfalls wegen Schmuggelverdachts von den Behörden in Gibraltar festgehalten wird, soll laut einem Gerichtsurteil noch mindestens einen Monat lang vor dem britischen Überseegebiet vor Anker liegen bleiben. Teheran wirft London vor, den Tanker auf Geheiß Washingtons gekapert zu haben.
Weitere Eskalation
Ende Juni hat Trump einen Vergeltungsangriff auf iranische Ziele erst in letzter Minute gestoppt, nachdem, ebenfalls in der strategisch und ökonomisch bedeutenden Meerenge, der Iran eine USDrohne abgeschossen hatte. Das unbemannte Fluggerät sei in seinen Luftraum eingedrungen, ließ der Iran damals wissen, was die USA bestritten.
Der Zwischenfall am Donnerstag gibt noch mehr Rätsel auf. Die Drohne habe sich dem US-Kriegsschiff bis auf etwa 900 Meter genähert und Warnungen ignoriert, worauf sie abgeschossen worden sei, sagte Trump bei einer Veranstaltung in Washington: „Die USA behalten sich das Recht vor, ihre Bürger, Einrichtungen und Interessen zu verteidigen.“Der Iran hingegen dementierte am Freitag den Vorfall – und nutzte die Kontroverse für Spott: „Wir haben weder in der Straße von Hormus noch anderswo eine Drohne verloren“, teilte Irans Vize-Außenminister Abbas Arakchi am Freitag per Twitter mit. Er sei vielmehr besorgt, dass das US-Kriegsschiff versehentlich ein eigenes unbemanntes Fluggerät abgeschossen habe. Alle Drohnen seien von ihren Kontrollflügen sicher zu ihren Stützpunkten zurückgekehrt, fügte ein Sprecher des iranischen Militärs an. Die Revolutionsgarden, eine Eliteeinheit des Iran, kündigten Beweise an, die der Weltöffentlichkeit „die Lügen und grundlosen Behauptungen“vor Augen führten.
Die Straße von Hormus, die den Persischen Golf mit dem Golf von Oman verbindet, ist einer der wichtigsten Schifffahrtswege weltweit. Ein Fünftel der Erdöltransporte geht durch diese Meerenge. Der Iran beansprucht für sich, die Sicherheit der Schifffahrtsstraße vor seiner Küste zu gewährleisten. Die USA wollen dagegen auf einer eigens geplanten Konferenz im Herbst in Bahrain ein internationales Bündnis schmieden, um den Seeweg zu sichern.
Atomdeal aufgekündigt
Die Spannungen am Persischen Golf und insbesondere zwischen dem Iran und den USA haben erheblich zugenommen, seit die Trump-Regierung das Atomabkommen mit dem Teheraner Regime einseitig aufgekündigt hat. (flon)