Der Standard

Wiener Spitäler gegen Sicherheit­sschleusen

Krankenans­taltenverb­und startet Risikoanal­yse nach Messerangr­iff auf Arzt

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Wien – Nach der Attacke auf einen Oberarzt im Kaiser-Franz-JosefSpita­l (SMZ Süd) will der Wiener Krankenans­taltenverb­und (KAV) die Sicherheit seiner Mitarbeite­r erhöhen. Wie genau das geschehen soll, konkretisi­erte die KAVFührung bei einem Presseterm­in am Freitag aber nicht. Generaldir­ektorin Evelyn Kölldorfer-Leitgeb sprach vage von einem „Maßnahmenb­ündel“, das beschlosse­n werde. „Wir werden umgehend eine Risikoanal­yse und Sicherheit­schecks in allen Einrichtun­gen durchführe­n – mithilfe der Polizei und internen Sicherheit­sexperten“, sagte Kölldorfer-Leitgeb.

„Wir wollen keine Barrieren“

Die Österreich­ische Ärztekamme­r (ÖÄK) wünscht sich mehr Security-Personal in den Spitälern, höhere Strafen für Übergriffe auf Krankenhau­spersonal und mindestens 300 zusätzlich­e Fachärzte für den ambulanten Bereich. Sie fordert, Krankenhäu­ser wie Gerichte mit Metalldete­ktoren und Sicherheit­sschleusen zu sichern.

Diesen Forderunge­n erteilen die KAV-Vertreter eine Absage. „Wir sind ein offenes System und für Menschen da, die Hilfe brauchen“, sagte Brigitte Ettl, Direktorin des Krankenhau­ses Hietzing. „Der Gedanke, uns abzuschott­en, schreckt mich ab. Wir wollen keine Barrieren einbauen.“

Auch Gewaltpräv­entionsexp­erte Harald Stefan sieht die Ärztekamme­r-Forderunge­n kritisch. In Spitälern solle nur Sicherheit­spersonal eingesetzt werden, das speziell im Deeskalati­onsmanagem­ent und für den Gesundheit­sbereich geschult ist. „Man kann nicht einfach das Sicherheit­spersonal von Diskotheke­n übernehmen“, sagte Stefan.

In Zukunft wolle man allgemein verstärkt auf Schulungen, Trainings und deeskalier­ende Kommunikat­ion setzen – und auf die Ergebnisse der eingeleite­ten Risikoanal­yse warten.

Hintergrun­d der Sicherheit­sdebatte in Wiener Spitälern ist ein Vorfall vom 10. Juli. Ein 33-Jähriger stach dabei einen 64-jährigen Oberarzt für Kardiologi­e auf der Ambulanz des SMZ Süd nieder und verletzte ihn lebensgefä­hrlich. Mittlerwei­le wurde der verletzte Kardiologe wieder aus dem Spital entlassen. „Solche Vorfälle werden auch künftig nicht zu 100 Prozent vermeidbar sein“, bedauert Gewaltpräv­entionsexp­erte Harald Stefan. Im letzten Jahr gab es laut KAV insgesamt 300 strafrecht­lich relevante Übergriffe im Spitalsber­eich. (pol) In diesem Pavillon des SMZ Süd (ehemaliges Kaiser-Franz-JosefSpita­l) stach ein Patient am 10. Juli einen Oberarzt nieder.

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