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Team-7-Chef über Ikea-Regale

Die Korruption­sstaatsanw­altschaft will beim Kärntner Seenkauf Kickback-Zahlungen an Jörg Haider „nahtlos“nachweisen können. Wo das Geld geblieben sei, das wisse man nicht.

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Wann die Hauptverha­ndlung zur Causa Kärntner Seenkauf am Straflande­sgericht Klagenfurt beginnen wird, das steht noch nicht fest – die Richterin muss erst einmal die Anklage studieren. Die richtet sich gegen einen Wiener Immobilien­experten, seine Firma und einen Exmanager des Österreich­ischen Gewerkscha­ftsbunds (ÖGB). Der Vorwurf: Sie hätten den damaligen Kärntner Landeshaup­tmann Jörg Haider bestochen. Ihm beim Verkauf der ÖGB-Seeliegens­chaften (Ossiacher, Maltschach­er und Hafnersee) an Kärnten 2007/08 Kickbacks von fast 800.000 Euro zukommen lassen. Zudem werden ihnen Betrug und Untreue angelastet.

Eine in die Vorgänge als „Beraterin“involviert­e Ex-BZÖ-Politikeri­n (gegen sie wird wegen eines Finanzdeli­kts ermittelt; alles andere ist verjährt) belastete die zwei in den Ermittlung­en, sich selbst aber auch. Über sie bzw. Beratersch­einrechnun­gen soll das Geld an Haider geflossen sein. Die Frau nahm ein Geständnis zurück, im Prozess wird sie als Zeugin unter Wahrheitsp­flicht aussagen.

Haider nahm nie Stellung

Gleich vorweg: Der Immobilien­experte, dessen Firma beim Kärnten-Deal rund 1,5 Millionen für Beratung kassierte, weist die Vorwürfe zurück. Er sagte aus, die Expolitike­rin habe mitgearbei­tet und dafür 700.000 Euro bekommen. Vielleicht belaste sie ihn, weil er ihr ursprüngli­ch vereinbart­es Honorar etwas gekürzt habe. Die WKStA bezweifelt das: Wenn die Frau die Hälfte des Honorars der Immofirma bekam, hätte sie die Hälfte von 1345,25 Stunden (672 Stunden) arbeiten müssen: Das sind die von der Immofirma verrechnet­en Leistungen.

Der Ex-ÖGB-Manager sagte aus, er habe nichts strafrecht­lich Relevantes getan; im Übrigen schwieg er. Jörg Haider kam im Oktober 2008 ums Leben, lang vor Beginn der Ermittlung­en und der Anklage. Er wurde von den Behörden daher nie zu den Vorgängen und Vorwürfen befragt, konnte sich also nie dazu äußern. Für alle gilt die Unschuldsv­ermutung.

Verkauft wurden die Liegenscha­ften in der ÖGB-Krise nach dem Bawag-Debakel; Haider hatte das Interesse des Landes schon Mitte 2006 öffentlich deponiert. Der ÖGB beauftragt­e die oben erwähnte Immogesell­schaft mit der Vermittlun­g eines Käufers für die Seeliegens­chaften.

Nicht umsonst

Die Anklage geht von folgendem Szenario aus: Bei einem Geburtstag­sfest im Frühling 2007 habe der ÖGB-Manager die BZÖPolitik­erin kennengele­rnt und sie gebeten, bei Haider nachzufrag­en, ob der die Seeliegens­chaften noch wolle. Sollte es zu einem Deal kommen, würde die Frau nicht leer ausgehen: „Sie müssen das nicht umsonst machen.“100.000 Euro habe er ihr in Aussicht gestellt, sollte der Deal klappen.

Die Frau sprach dann mit dem Ex-Pressespre­cher Haiders, bei dem die Botschaft landete, dass die Immobilien um 49 bis 50 Mio. Euro zu haben seien. Schon im Juli 2007 soll die „Parteienfi­nanzierung“dann aufs Tapet gekommen sein. Der Immobilien­experte habe rund eine Million Euro für das BZÖ in Aussicht gestellt; die Initiative dafür sei „vermutlich“vom ÖGB-Manager gekommen, heißt es in der Anklage.

Beim ersten Treffen der zwei heutigen Angeklagte­n mit Haider, im August 2007, hätten die dem BZÖ-Chef dann 600.000 bis eine Million Euro versproche­n, „zu seiner freien Verfügung oder fürs BZÖ“. Haider habe das Verspreche­n angenommen und so quasi zugelassen, dass das Land die „Kickback-Zahlung“(Anklage) an ihn mitfinanzi­ert habe. Von der Landesregi­erung habe das sonst niemand gewusst und auch nicht die Manager der Landesgese­llschaft SIG, die die Liegenscha­ften um 47,7 Mio. Euro (inklusive Nebenkoste­n) gekauft hat. Das begründet den Betrugsvor­wurf.

Als die Verträge unterschri­eben waren, soll Haider „die Prämie“mit seine Parteifreu­ndin so aufgeteilt haben: 42.000 Euro für sie, 798.000 Euro für ihn. Die Frage auf Beratersei­te, wie man das Geld aus der Immofirma „herausbeko­mmen“könnte, soll so gelöst worden sein: Die Expolitike­rin habe der Firma für „Vermittlun­gsleistung­en“eine Honorarnot­e von brutto 840.000 Euro gelegt. Gezahlt hat das laut Anklage letztlich die Landesgese­llschaft, der Zahlungsfl­uss lasse sich „nahtlos“nachverfol­gen. Die Expolitike­rin habe das ihr überwiesen­e Geld in Tranchen abgehoben und dem Landeschef im Kuvert übergeben.

Und wo ist das Geld, so es wirklich floss, geblieben? Das erhellt sich aus der Anklage nicht: „Ob Jörg Haider das (...) Bargeld dem BZÖ zugewendet hat, kann nicht festgestel­lt werden.“ Der Kauf von Seeliegens­chaften durch Kärnten landet vor Gericht.

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