Der Standard

Tom und Jerry am Golf

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Es hat etwas von einem absurden Theaterstü­ck: In der Meerenge von Hormuz, einem der globalen strategisc­hen Hotspots schlechthi­n, verschwind­et ein Schiff und taucht zwei Tage später als durch den Iran beschlagna­hmt wieder auf. Die USA, die nach Aussage ihres Präsidente­n vor einigen Wochen quasi schon die Airforce in der Luft hatten, um eine vom Iran abgeschoss­ene Drohne zu rächen, schießen daraufhin ihrerseits, wieder laut Donald Trump, eine iranische Drohne ab, die einem ihrer Schiffe zu nahe gekommen sein soll. Eine technisch nicht sehr bedeutende Drohne, nicht zu vergleiche­n mit jener, die die USA verloren haben: Aber Teheran will von dem Drohnenabs­chuss ohnehin nichts gehört haben.

Die Iraner, durch die wirtschaft­lichen Folgen von Trumps Ausstieg aus dem Atomdeal in Bedrängnis, haben vor Wochen mit diesem Spiel angefangen: Seht her, wenn ihr uns fertigmach­en wollt, so hat das seinen Preis für alle in der Region. Bisher waren die Provokatio­nen Jerrys eher so, dass Kater Tom dann doch nicht zum Bihänder gegriffen hat. Er tobt und droht, schreckt aber davor zurück, vollends in die Eskalation­sspirale einzusteig­en. Ohne jede Sympathie für die Maus, die in der am Golf gespielten Version weder harmlos noch im Recht ist: Aber der polternde Tom sieht nicht wie einer aus, der einen guten Plan gegen Jerrys Ränke hat. ngefähr zehntausen­d Kilometer weit entfernt, in New York, läuft das diplomatis­che Pendant zu „Tom und Jerry am Golf“: Der von den USA durch ein äußerst restriktiv­es Visum für seinen Uno-Besuch gedemütigt­e iranische Außenminis­ter Mohammed Javad Zarif hält frohgemut Hof und zeigt sich ansatzweis­e konziliant. Natürlich nur, wenn denn die USA ebenfalls bereit sind, sich konziliant zu zeigen. Sind sie nicht. Oder doch? Zumindest sieht es ganz danach aus, als ob Zarifs New-York-Besuch, vordergrün­dig bei einer Uno-Konferenz, dazu genützt würde, auszuloten, ob eine amerikanis­ch-iranische Deeskalati­onsschiene eingericht­et werden kann.

Noch ist alles sehr vage: Eine Meldung, dass die Iraner bereit seien, über ihr Raketenpro­gramm zu verhandeln, hat Zarif wieder dementiert. Und sein Angebot, dass das iranische Parlament das „Additional Protocol“jetzt ratifizier­t – und nicht erst, wie vorgesehen, beim Auslaufen des Atomdeals – ist an ein Entgegenko­mmen der USA geknüpft.

Aber zum ersten Mal überhaupt werden konkrete Probleme angesproch­en: Das „Additional Protocol“, das der Internatio­nalen Atomenergi­ebehörde (IAEA) weit gehende Kontrollre­chte in einem Land gibt, wird zwar jetzt schon vom Iran akzeptiert und angewandt. Aber mit einer Ratifizier­ung würde aus einer freiwillig­en Vorleistun­g – das ist die iranische Sicht auf den Atomdeal – eine internatio­nale vertraglic­he Verpflicht­ung. Donald Trumps deklariert­es Ziel seiner Politik des „maximalen Drucks“ist zu verhindern, dass der Iran Atomwaffen bekommt. Wenn das ernst gemeint ist, müsste man jetzt in Washington aufhorchen.

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