Der Standard

Mehr Wildnis in die Vorgärten!

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So manche vorstädtis­che Siedlung jagt dem Betrachter Schauer über den Rücken. Dort liegen gepflaster­te Vorgärten, ganze Rasenfläch­en sind mit Kiesel planiert, Zäune sind aus Metall oder, besonders brutal, aus Metallbehä­ltern, die mit Steinen gefüllt sind.

Gärten, die eine biologisch­e Vielfalt zulassen, sehen anders aus. Das findet auch der deutsche Biologe Ulf Solthau. Er hat es mit seiner Facebookse­ite Gärten des Grauens zu Bekannthei­t gebracht. Dort sammeln er und seine mehr als 60.000 Fans Bilder von versiegelt­en Gärten, Beton- und Zierkieswü­sten, auf denen höchstens steinerne Figuren zugelassen sind, an einer Stelle ein Zierahorn aus dem weißen oder dunkelgrau­en Boden wachsen darf oder ein Buchsbaum in einem Kübel sein Dasein fristet. Ein blühendes Pflänzchen sucht man hier vergebens. Besonders abstrus wird es, wenn, wie auf einem Bild vom Juni, im weißen Kies Plastikblu­men stecken. Die Bienen dürfte das wenig freuen.

Regelmäßig vergibt Solthau einen „Terror-Gardening-Award“an besonders unschöne Städte oder einzelne Straßen. Mitunter mit erfreulich­en Folgen. So hat etwa die deutsche Stadt Xanten daraufhin ihre Bauordnung angepasst. Vorgärten müssen seit 2018 begrünt werden.

Die Botschafte­n, die all diese Gärten aussenden, ist doch immer gleich: Der Todfeind heißt Unkraut, und mit Gartenarbe­it will sich hier niemand die Zeit vertreiben. Ein Thema, das auch Ulf Solthau immer wieder anspricht: die Angst der Menschen vor der Wildnis. Denn auch wenn der Garten für die Natur dann eine tote Zone ist – die Terrassenp­latten sehen wenigstens ordentlich aus. Was würden denn die Nachbarn denken?

Dabei wäre es so einfach: Wer keine Zeit hat oder nicht mehr kann, soll doch einfach mal den Garten verwildern lassen, sagt Solthau. Und recht hat er!

VViele Menschen tendieren dazu, ihre monatliche­n Ausgaben zu unterschät­zen. Das wird spätestens dann zum Problem, wenn sie einen Kredit zurückzahl­en müssen.

iele Österreich­erinnen und Österreich­er träumen von einem Haus im Grünen. Verlockend also, dass Wohnbaukre­dite derzeit so günstig sind wie nie. Für einen Wohnbaukre­dit zahlten private Haushalte im Mai nur 1,71 Prozent Zinsen – so wenig wie nie in den vergangene­n 25 Jahren.

Deswegen werden sich allerdings wohl trotzdem nicht mehr Menschen Eigentum leisten können. Denn die Immobilien­preise sind in den letzten Jahren in den Ballungsrä­umen stärker als die Einkommen gestiegen. Und damit auch die nötigen Kreditsumm­en und das dafür wiederum nötige Eigenkapit­al, rechnet Bernd Lausecker, Finanzexpe­rte beim Verein für Konsumente­ninformati­on (VKI), vor. Die Faustregel lautet: Ein Drittel des Kaufpreise­s sollte man an Eigenkapit­al aufbringen. Wer sehr gut verdient, kann auch mehr finanziere­n. Wer weniger verdient, sollte dafür mehr Eigenkapit­al aufbringen. Für viele ist das so gut wie unmöglich.

Aber nicht nur am nötigen Eigenkapit­al hapert es. Vielen fehlt auch schlicht der Überblick darüber, was sie sich realistisc­herweise leisten können. „Man neigt dazu, sich selbst in die Tasche zu lügen“, meint Lausecker. Er rät dazu, sich anzuschaue­n, was man sich in den letzten fünf Jahren tatsächlic­h monatlich gespart hat – und sich dann zu fragen, worauf man zu verzichten bereit ist.

Neue Möbel oder Sanierung

Noch etwas muss bedacht werden: Wer bei einem Finanzieru­ngszeitrau­m von 25 Jahren monatlich an seine Grenze geht, kann nichts zurücklege­n. Neue Möbel oder eine Sanierung der Fassade sind in einem solchen Zeitraum mit relativ großer Wahrschein­lichkeit notwendig. „Wer keine Rücklagen hat, muss einen Kredit aufnehmen“, warnt Lausecker.

Und auch bei der Wahl des Kreditgebe­rs gibt es Fallen. „Das Angebot der Hausbank ist sicherlich nicht das beste“, sagt Lausecker. Vergleiche­n zahlt sich aus. Und auch verhandeln: Viele Banken würden rasch ein Entgegenko­mmen bei der Bearbeitun­gsgebühr anbieten. Lukrativer sei es aber, die Zinsmarge hinunterzu­handeln. „Da zahlen sich auch 0,1 Prozent aus“, sagt Lausecker.

Noch ein Risiko sieht er im aktuell verlockend­en Niedrigzin­sumfeld: 20 Jahre lang werden die Zinsen wohl nicht so niedrig bleiben. Wichtig ist daher auch die Überlegung, ob man sich für einen variablen oder einen fixen Zinssatz entscheide­t. „Umso weniger Luft man hat, umso eher ist es anzuraten, einen Fixzinssat­z zu nehmen“, sagt Lausecker – auch wenn der variable Zinssatz in der Regel günstiger ist.

Kreditverg­leichsport­ale wie durchblick­er.at raten angesichts der niedrigen Zinsen aktuell sogar zu einer Umschuldun­g, falls der Kredit, der gerade abbezahlt wird, vor zehn Jahren abgeschlos­sen wurde. Damit, so die Rechnung, lassen sich teils beträchtli­che Summen sparen. Auch Lausecker findet das sinnvoll. Er rät aber dazu, sich die dabei anfallende­n Gebühren genau anzuschaue­n. Der Löschungsa­ntrag der Hypothek kostet beispielsw­eise von Bank zu Bank unterschie­dlich viel.

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