Der Standard

Loben, nicht Hundekekse verteilen

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Lob ist ein wichtiges Führungsin­strument, heißt es immer wieder. Klar, es soll ja antreiben, bestärken, motivieren, zu Höchstleis­tungen pushen und die Innovation­skraft stärken. Allen einschlägi­gen Umfragen zufolge wollen Mitarbeite­r ja auch Wertschätz­ung und Anerkennun­g, und vor allem die junge Generation will von den Chefs immer genau ihren Score wissen, lobend natürlich.

Wenn da in einem Seminar ein Spitzenman­ager sagt, er sei ein wenig ratlos, wofür er Lob ausspreche­n sollte, seine

Leute würden ja nichts herausrage­nd gut machen, dann darf man sich schon mal getrost Sorgen um die Firma machen. Der gute Mann hat aber in einem recht: Lob ist schwierig. Denn oft kommt es daher wie das Leckerli für den Hunderl, das er kriegt, wenn er brav Platz und Sitz macht. Wenn er, sobald gerufen, flugs daherrennt. Leckerli, ganz toll! Suuuuper!

Das wird nicht gut enden, wenn die Mitarbeite­r (=Untergeben­en) lobend behandelt werden wie Hunderln. Das Sensorium für Echtheit ist bei allen fein ausgeprägt, auch wenn es nicht alle immer formuliere­n können. Aber: Manipulati­ves, instrument­alisierend­es Lob wird erfühlt und erkannt. Und es festigt das Gefühl einer Hierarchie, die aus Anordnen und Ausführen besteht. Zudem baut es

Eltern-Kind-Rollen im Unternehme­n aus. („Das hast du aber ganz toll gemacht“). Die große Sehnsucht nach Anerkennun­g ist ein guter Humus für solche, eigentlich autoritäre­n, Führungsin­strumente.

Echtes und damit wirkungsvo­lles Lob dagegen kommt als Mitfreuen daher, als ein Freuen über die Leistung eines anderen. Es klingt ein Dank mit und es wird spürbar, auch staunen und selbst einen Schritt zurücktret­en zu können. Auch mal zwischendu­rch. Auch mal spontan. Auch mal für Frustratio­nstoleranz, nicht nur für mehr Profit. Ja, und es dürfen auch Chefs solcherart gelobt werden. Nicht angeschlei­mt.

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