Der Standard

Frauenkarr­ieren hängen an Infrastruk­tur

Was es braucht, damit Frauen die Chancen der Digitalisi­erung besser nützen können, zeigt eine Studie des McKinsey Global Insitute

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In zehn Jahren könnte jeder fünfte Beschäftig­te, egal ob Mann oder Frau, durch Automatisi­erung seinen bisherigen Job verlieren. Mit diesem Szenario rechnet die Studie „The future of women at work: Transition­s in an age of automation“des McKinsey Global Institute (MGI). Dafür wurden verschiede­ne Automatisi­erungsszen­arien in zehn Ländern, darunter auch Deutschlan­d, analysiert. Allein in Deutschlan­d könnten bis 2030 bis zu neun Millionen Jobs wegfallen, gleichzeit­ig aber bis zu zehn Millionen neue Jobs durch technologi­schen Fortschrit­t entstehen, zusätzlich dazu rechnen die Analysten von McKinsey für Deutschlan­d mit bis zu vier Millionen gänzlich neuen Berufen.

Auch wenn die Automatisi­erung

und Digitalisi­erung alle Berufsgrup­pen und Branchen betrifft, so laufen Frauen dennoch Gefahr, von den Chancen, die sich dadurch ergeben, nicht im gleichem Maße profitiere­n zu können wie Männer. Zum einen setzen viele dieser neuen Jobs eine höhere Bildung voraus. Darüber hinaus würden die neuen Jobs vor allem im Mint-Bereich entstehen, ein Bereich, in dem Frauen nach wie vor unterreprä­sentiert sind.

Aber nach wie vor übernehmen Frauen den Großteil der Kinderbetr­euung und der unbezahlte­n Arbeit. Für Umschulung­en und Höherquali­fizierunge­n haben Frauen dadurch weniger Zeit als Männer, so die Studie. Darüber hinaus sind sie dadurch auch weniger mobil und weniger flexibel als Männer. Weltweit leisten berufstäti­ge Frauen mehr als 1,1 Billionen Stunden pro Jahr unbezahlte Arbeit, verglichen mit weniger als 400 Milliarden Stunden der Männer. Ein Entgegenst­euern könnte, so die Autoren, auch zu einer Verringeru­ng des Einkommens­unterschie­ds zwischen Männern und Frauen führen.

Eine gerechtere Verteilung der Kinderbetr­euungszeit­en sowie der Hausarbeit ist auch der Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (OECD) ein Anliegen. Denn Österreich Kinderbetr­euung ist zum überwiegen­den Teil Aufgabe der Mütter. Für Weiterbild­ung fehlt dann oft die Zeit. Um den digitalen Wandel zu schaffen, ist Weiterbild­ung aber notwendig.

gehöre zu jenen OECD-Ländern, in denen die Einkommens­unterschie­de besonders hoch sind, kritisiert sie in ihrer aktuellen Studie „Going for Growth“. Auch die hohe Teilzeitqu­ote bei Frauen sei für das Wachstum hinderlich.

Ganztägige Betreuung

Der Ausbau des ganztägige­n Kinderbetr­euungsange­bots soll forciert werden, lautet die Empfehlung der Organisati­on. Dabei wäre die Einführung eines Rechtsansp­ruchs auf Ganztagsbe­treuung der Kinder überlegens­wert. So könnten beide Elternteil­e leichter vollwertig am Arbeitsmar­kt tätig sein. Darüber hinaus sollte die Möglichkei­t, Vollzeit statt geringfügi­g angemeldet oder Teilzeit zu arbeiten, steuerlich attraktive­r gemacht werden. Die Grenzsteue­rsätze auf Arbeitsein­kommen gehörten gesenkt, rät die Organisati­on weiters. Die hohen Steuersätz­e, vor allem auf geringe Einkommen, böten nur einen geringen Anreiz zur Erwerbsarb­eit. Die Sozialvers­icherungsb­eiträge wären herabzuset­zen – sowohl der Arbeitgebe­r- als auch der Arbeitnehm­eranteil.

Als Schlüsself­aktoren für die wirtschaft­liche Entwicklun­g sieht die OECD neben der Digitalisi­erung vor allem die Globalisie­rung, die alternde Gesellscha­ft sowie die Umweltzers­törung. Hier seien die Länder gefordert, maßgeschne­iderte Strukturre­form voranzutre­iben, heißt es weiter. Darüber hinaus müsse das Reformtemp­o der vergangene­n Jahre erhöht werden. Anzeichen dafür gebe es laut OECD derzeit aber kaum. (ost)

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