Der Standard

Mondlandun­g simultan: Die Dolmetsche­rin erzählt.

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Der Bericht der freiheitli­chen Historiker­kommission, in dem die Parteigesc­hichte aufgearbei­tet werden soll, wird nicht und nicht fertig. Dafür gibt es einen Grund: Andreas Mölzer hat so viel zu tun. Um einem dringenden Bedürfnis weniger der Öffentlich­keit als vielmehr seiner Parteiöffe­ntlichkeit abzuhelfen, musste er als Herausgebe­r des Buches Herbert K.: Der Law-&-Order Minister andere Arbeiten vernachläs­sigen. Die Erscheinun­g des Werks wird in „Zur Zeit“, wo Andreas Mölzer auch als Herausgebe­r wirkt, mit der Aufforderu­ng Jetzt bestellen!

nicht nur angepriese­n, sondern sogar als legitim begründet. Die Legitimitä­t dieses Buchs ergibt sich allein schon aus der Tatsache, dass sowohl die linke Opposition als auch die politisch-korrekten Mainstream-Medien den Innenminis­ter zum primären Ziel ihrer Attacken gemacht haben, und dies wohl nicht zufällig.

Kein Wort davon, dass es vor allem der rechte Ex-Bundeskanz­ler und sein politisch eher mäßig korrekter Blümel waren, die Kickl mit der Entfernung aus dem Innenresso­rt zum primären Ziel

ihrer Attacken gemacht haben. Und dies ganz sicher nicht zufällig. Das wollte Mölzer nicht unnötig betonen, geht es doch darum, die FPÖ, möglichst samt Kickl, auch künftig in einer Regierung mit Kurz zu halten: Kickl

ist zur Symbolfigu­r dafür geworden, dass diese aus ÖVP und FPÖ gebildete ehemalige Mitte-RechtsRegi­erung tatsächlic­h gewillt und in der Lage ist, das Land einer wertkonser­vativen Reform zu unterziehe­n. Manche wollen sich auch von einem Fußtritt nicht davon abhalten lassen, rechtspopu­listische Hetze unter dem Arbeitstit­el wertkonser­vative Reform fortzusetz­en.

In der „Kronen Zeitung“, die im Laufe der Jahrzehnte viel zum

Sauruf der Politik und seiner Protagonis­ten beigetrage­n hat, fand Michael Jeannée Mittwoch heraus, wer – fatal – in jenes Wespennest gestochen hat, das schuld ist am Sauruf der Politik und seiner Protagonis­ten. Es war Herr Gernot Blümel mit dem fatalen Satz: „Völlig wurscht, auf welchem Ministerse­ssel ...“Die Fatalität des Satzes bestand darin, dass er nicht in der „Krone“, sondern im „Kurier“gefallen ist, was Jeannée verschwieg.

Deutlicher wurde er bei der inspiriere­nden Definition des Wespennest­es, das schuld ist am Sauruf der Politik und seiner Protagonis­ten. Das Wespennest – wer hätte das gedacht? – heißt Ministerbe­stellung, bei der es völlig wurscht ist, was der zu Bestellend­e gelernt hat – ein gewiss bedauernsw­erter Umstand, der auch in manchen Redaktione­n vorkommen soll.

So lässt eine Metaphorik zu wünschen übrig, bei der eine Insektenbe­hausung als Umschreibu­ng für einen Akt des Bundespräs­identen herhalten muss, aber so genau darf man es bei der „Krone“nicht nehmen. Erst recht nicht, wenn Jeannée weiter fantasiert: Heute Finanzmini­ster, morgen Unterricht­sminister. Heute Innenminis­ter, morgen Gesundheit­sminister. Heute Justizmini­ster, morgen Außenminis­ter. Usw.usf. Derlei Wechsel mögen gelegentli­ch vorkommen, aber sicher nicht ständig von heute auf morgen. Das Paradebeis­piel für sein Wespennest – wie man heute Außenminis­ter ist und morgen Bundeskanz­ler, unterschlä­gt der Autor leider, aber da geht es ja auch um den redaktione­ll anzuhimmel­nden Sebastian Kurz.

Jeannée muss geahnt haben, dass es mit der Stichhalti­gkeit seiner Behauptung­en nicht weit her ist, und präsentier­t auch die Schuldigen daran: seine Leser.

Schon oft wurde ich gebeten, diese Praxis zum Thema meiner Post zu machen, fügte er in einem Postskript­um an. Geben S’ denan a Gehörige. Blattln S’ die Bagage auf. Schreibn S’ die Partei nieder.

Wer kann solchen subtilen Kennern der Politik schon widerstehe­n, wenn einem gerade sonst nichts einfällt?

Auch „Österreich“leistet in diesen Wochen seinen staatsbürg­erlichen Beitrag, und zwar mit einem täglichen Wahl-Extra. Da wird auf einigen Seiten breitgetre­ten, was in den letzten Wochen schon anderswo zu lesen war, zum Beispiel, dass Sebastian Kurz nichts ausschließ­t. Vor allem aber, dass das VorwahlPfl­ichttreffe­n heimischer Möchtegern-Terminator­en mit Arnold Schwarzene­gger bevorsteht – schon wegen der dabei entstehend­en Fotos. Der ÖVP-Chef trifft den Terminator privat. Wie sonst? Und dann der kleine Basti in der Katzenstad­t. In der Stadt der Katzen – Los Gatos – will er etwa den Streaming-Giganten Netflix besuchen. Und sich im Silicon Valley Inspiratio­n für seine Politik holen.

Wie oft noch? Aber Inspiratio­n

kann man nie genug haben.

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