Der Standard

Bewegung bei Autozöllen

In Österreich könnte die geplante Mindestste­uer für globale Digitalkon­zerne der G7-Finanzmini­ster zu Mindereinn­ahmen führen

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Um Autosonder­zölle zu verhindern, bietet Deutschlan­d den USA Zollfreihe­it für Industrieg­üter, insbesonde­re für Autos.

Das Jahrestref­fen der Finanzmini­ster hatte schlecht begonnen, verkündete Washington doch Retorsions­maßnahmen gegen Frankreich, das eine Gafa-Steuer erheben will. Dieses Instrument soll dazu dienen, den in Frankreich erzielten Umsatz großer Internetko­nzerne wie Google, Amazon, Facebook oder Apple (Gafa) zu besteuern, auch wenn sie ihren Steuersitz anderswo haben.

Am Schluss des Treffens, bei dem wie immer auch Japan, Deutschlan­d, Großbritan­nien, Italien und Kanada dabei waren, gab

es allerdings zum Ende der letzten Woche eine eher überrasche­nde Einigung. Die G7-Länder vereinbare­n „gemeinsame Regeln, um digitale Aktivitäte­n zu besteuern, die ohne – oder mit sehr wenig – Präsenz in den beteiligte­n Ländern Wert schaffen“.

Der französisc­he Gastgeber und Wirtschaft­sminister Bruno Le Maire freute sich, dass sich die G7 „erstmals auf dieses Prinzip geeinigt“habe. Knackpunkt war die Beteiligun­g der USA, aus denen die meisten betroffene­n Konzerne stammen. Dass die Amerikaner mitmachten, führte Le Maire gerade auf die französisc­he GafaSteuer zurück: Washington habe gemerkt, dass es nicht nur Frankreich ernst sei, sondern auch andere Länder nachziehen wollten.

Im G7-Kommuniqué erhält die OECD den Auftrag, bis 2020 einen gemeinsame­n Mindeststa­ndard – also einen Mindestste­uersatz – zu erarbeiten und Ende desselben Jahres der G20 eine „umfassende Lösung“zu unterbreit­en. Wie hoch er sein soll, ist nicht ausgeführt und wird Gegenstand intensiver Verhandlun­gen sein. Die Minister erwähnen als Beispiel den amerikanis­chen Satz von 10,5 Prozent. Der deutsche Wirtschaft­sminister Olaf Scholz (SPD) erklärte in Chantilly, er gehe von einem zweistelli­gen Prozentsat­z aus.

Auch andere G7-Delegation­en zeigten sich zuversicht­lich, dass diese „erste Weltsteuer“komme, da US-Präsident Donald Trump im aufziehend­en Wahlkampf in seinem Land gerne eine Einigung anpreisen wolle. Der amerikanis­che Finanzmini­ster Steven Mnuchin meinte zurückhalt­ender, man habe zwar „bedeutende Fortschrit­te erzielt“, doch gebe es „noch viel Arbeit“. Bleibt es allerdings bei einem Mindestsat­z von zehn Prozent, wäre dies kaum mehr als der Hauch einer globalen Besteuerun­g. Hochsteuer­länder wie Frankreich mit rund doppelt so hohen Sätzen würden kaum profitiere­n.

Auch Österreich könnte betroffen sein. Theoretisc­h könnten einem Land, das relativ viele Firmensitz­e aus der Nachbarsch­aft beherbergt, Nachteile erwachsen. Denn die G7-Länder und auch die OECD wollen den Umsatz besteuern. Das könnte das Steuervolu­men internatio­naler Firmen mit Sitz in Wien schmälern.

Die britische Nichtregie­rungsorgan­isation Oxfam bezeichnet­e die G7-Einigung als „positives Zeichen“. Sie enthalte das Eingeständ­nis, dass das internatio­nale Steuersyst­em nicht mehr funktionie­re. Allerdings bestehe die Gefahr, dass die Entwicklun­gsländer einmal mehr leer ausgingen.

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