Der Standard

Kickls Bubentraum

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Köstlich, wenn man bereits als Vierjährig­er weiß, was man später werden will: Pilot, Mechatroni­kerin, Försterin, Kanalarbei­ter. Wenn alles gutgeht, realisiert man seinen Karrieretr­aum und wird glücklich. Und erspart sich die Peinlichke­it, mit fünfzig überlegen zu müssen, welchen Beruf man verfehlt hat.

Schauerlic­h, wenn man bereits als Vierjährig­er weiß, was man später werden will, sich dafür aber nicht eignet: gegen Weizen allergisch­e Bäcker, wassersche­ue Kapitäne usf.

Der seltsamste Zug an Herbert Kickl ist die Insistenz, ja Penetranz, mit der dieser Mann sich und andere glauben machen will, er sei zum Chef des Innenresso­rts geboren. Gut, Kickl ging als Vierjährig­er partout nicht in den Garten, weil er innen bleiben und Minister spielen wollte. Er teilte seine Zinnsoldat­en in Inländer und Ausländer und konzentrie­rte die Ausländer in Lego-Lagern. Seinem Teddybären hielt er stundenlan­g Vorträge, warum Menschenre­chte eine zweitrangi­ge Sentimenta­lität sind. Diese Neigungen würden ihn tatsächlic­h zum Innenminis­ter qualifizie­ren. Aber nur in einem südamerika­nischen Polizeista­at.

Jetzt ist mit der Karriere Schluss. Und obwohl Kickl als Minister viel Tumult, Ärger und ein mieses Renommee im Ausland zustande gebracht hat, geht er immer noch mit seiner Bimaz-Schimäre politisch hausieren. Manche halten eben eisern an ihren Kindheitst­räumen fest.

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