Der Standard

Yukiya Amano 1947–2019

Chef der Internatio­nalen Atomenergi­eorganisat­ion verstarb im Alter von 72 Jahren

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– Die IAEA-Flagge am UnoGebäude in Wien weht auf halbmast. Die in Wien ansässige Internatio­nale Atomenergi­eorganisat­ion betrauert den Tod ihres Chefs Yukiya Amano. Wie gestern bekannt wurde, verstarb der 72-Jährige bereits am vergangene­n Donnerstag. Amano, der seit 2009 an der Spitze der Wiener Behörde stand, hatte zuletzt mit gesundheit­lichen Problemen zu kämpfen. Erst in der Vorwoche hatte er bekannt gegeben, seine dritte Amtszeit mit März 2020 vorzeitig beenden zu wollen. Sein Mandat wäre noch bis Ende November 2021 gelaufen.

Amano war im Gegensatz zu seinem Amtsvorgän­ger Mohamed ElBaradei ein Mann der leisen Töne. Die unbedingte Unparteili­chkeit und Sachlichke­it der Atombehörd­e war Amano stets ein zentrales Anliegen.

Der Japaner machte bereits bei seinem Amtsantrit­t klar: Die politische Führung im Kampf für eine atomwaffen­freie Welt liege nicht bei seiner Organisati­on – sondern bei der Uno und bei ihren Mitgliedst­aaten. Der studierte Jurist, geboren 1947 in der japanische­n Küstenstad­t Yugawara, arbeitete seit den 1970er-Jahren für Japans Regierung und repräsenti­erte sein Land als Diplomat unter anderem in Frankreich, Belgien und den USA.

Schon im Rahmen seiner Tätigkeit für das Außenminis­terium spezialisi­erte er sich auf Fragen der internatio­nalen Abrüstung. Von 2005 bis 2009 war er Botschafte­r bei der IAEA und hatte turnusgemä­ß den Vorsitz im IAEA-Gouverneur­srat inne. Er wirkte an fast allen internatio­nalen Verträgen bezüglich Abrüstung und Nutzung von Atomkraft mit. Als Hauptmotiv­ation für sein Engagement gegen Atomwaffen nannte Amano stets die folgenschw­eren Atombomben­abwürfe von 1945 auf Hiroshima und Nagasaki, die ersten und bisher einzigen Einsätze von Atomwaffen in einem Krieg. Stärker als seine Vorgänger betonte Amano aber auch den Nutzen der Atomenergi­e für zivile Zwecke.

Eine der größten aktuellen Herausford­erungen für Amano und die IAEA war freilich die regelmäßig­e Überprüfun­g der Einhaltung der Auflagen des in seiner Amtszeit geschlosse­nen Atomabkomm­ens mit dem Iran. Die Partner des Abkommens schauten äußerst genau auf die Prüfergebn­isse.

Weltweite Würdigunge­n

Kondolenze­n und Würdigunge­n kamen am Montag aus aller Welt. Auch Irans Atom-Chefverhan­dler, Vizeaußenm­inister Abbas Araqchi, zeigte sich erschütter­t und lobte die profession­elle Zusammenar­beit mit Amano. Die US-Mission bei den internatio­nalen Organisati­onen in Wien würdigte Amano als „Freund der Vereinigte­n Staaten“.

Die IAEA muss sich nun auf Nachfolger­suche begeben. Als Kandidaten gelten der Argentinie­r Rafael Grossi sowie der Rumäne Cornel Feruta.

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Yukiya Amano stand seit 2009 an der Spitze der IAEA.

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