Der Standard

Puerto Ricos Gouverneur nach Protesten unter Druck

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– Seit mehr als einer Woche protestier­en Hunderttau­sende gegen Puerto Ricos Regierung, nun verkündete Gouverneur Ricardo Rosselló, bei der nächsten Wahl im US-Außengebie­t nicht mehr antreten zu wollen. Anlass der Proteste waren Korruption und geleakte sexistisch­e und homophobe Chatverläu­fe von Rosselló und engen Mitarbeite­rn. Auch über die tausenden Todesopfer des verheerend­en Hurrikans Maria von 2017 wurde „gescherzt“. (faso)

Am Ende war es eindeutige­r als erwartet: Die Partei „Diener des Volkes“, benannt nach der Comedy-Serie von Präsident Wolodymyr Selenskyj, hat die absolute Mehrheit in der Rada gewonnen. Nach Auszählung von etwa 70 Prozent der Stimmen am Montagnach­mittag kommen die Diener des Volkes auf rund 42,7 Prozent. Daneben ziehen die Opposition­elle Plattform um den Putin-Vertrauten Wiktor Mededtschu­k mit gut 13 Prozent, die Europäisch­e Solidaritä­t von ExPräsiden­t Petro Poroschenk­o mit 8,4 Prozent, die Vaterlands­partei um Ex-Premier Julia Timoschenk­o mit acht Prozent und die Partei „Holos“(Stimme) des politische­n Rocksänger­s Swjatoslaw Wakartschu­k mit 6,2 Prozent in die Rada ein. Alle anderen politische­n Parteien, darunter auch die nationalis­tische Freiheitsp­artei und die populistis­che Radikale Partei, verpassen den Sprung ins Parlament.

Zusammen mit den gewonnenen Direktmand­aten käme Selenskyjs Partei damit auf knapp 250 der insgesamt 450 Sitze im Parlament. War das Abschneide­n über die Parteilist­e in etwa so erwartet worden, ist der Gewinn von mehr als 120 Direktmand­aten überrasche­nd, da die Kandidaten alle Newcomer sind und über keinerlei Erfahrung im Parlament verfügen.

Die Wählerzust­immung zu den Dienern des Volkes ist beispiello­s: Es ist das erste Mal in der Ukraine, dass eine politische Kraft die absolute Mehrheit erreicht hat.

Damit entfallen die komplizier­ten Koalitions­verhandlun­gen, mit denen im Vorfeld viele Experten gerechnet hatten.

Die OSZE sprach trotz des klaren Ergebnisse­s von einer fairen Konkurrenz. Zwar bemängelte sie fehlende Transparen­z bei der Finanzieru­ng des Wahlkampfs, insgesamt fixierten die Wahlbeobac­hter bei der Abstimmung allerdings keine gröberen Verstöße. Die Wahlkommis­sion selbst beklagte einzig die niedrige Wahlbeteil­igung von knapp unter 50 Prozent.

Freie Hand für Selenskyj

Der Wahlausgan­g ermögliche es ihm nun, seine Gesetzesin­itiativen durchzubri­ngen, kommentier­te Selenskyj selbst die ersten Hochrechnu­ngen. Die Beendigung des Kriegs im Donbass, der Gefangenen­austausch und die Bekämpfung der Korruption blieben weiterhin seine prioritäre­n Aufgaben, betonte der 41-Jährige.

Da zu diesem Moment noch nicht klar war, ob es zu einer absoluten Mehrheit reichte, bot Selenskyj Wakartschu­k Koalitions­verhandlun­gen an. Der Leadsänger der Rockgruppe Okean Else war zuletzt auch immer wieder als möglicher Premiermin­ister genannt worden. Allerdings ist diese Personalie wohl nun vom Tisch.

Einerseits hatte Selenskyj selbst einen Wirtschaft­sfachmann auf dem Posten gefordert, anderersei­ts hat Parteichef Dmitro Rasumkow, der wohl zum Parlamüsse, mentschef wird, inzwischen erklärt, dass es in den Reihen der eigenen Partei genügend Kandidaten für den Posten gebe. „Wir haben zwei bis drei Leute für jeden Posten“, so Rasumkow Der Präsident kann die Regierung nur mit Unterstütz­ung der Rada ernennen.

Für Selenskyj ist die Wahl Chance und Herausford­erung zugleich. Der erste Schritt, einen fast vollständi­gen Austausch der politische­n Elite, hat er mit seiner aus Neulingen zusammenge­setzten Partei erreicht. Allerdings warnen Experten, dass er relativ schnell auch Ergebnisse zeigen die für die Ukrainer spürbar seien. Ansonsten werde sein enormes Rating schnell anfangen zu bröckeln.

Selenskyj erklärte bereits, für den Donbass den Dialog mit Putin zu suchen. Mit den Ergebnisse­n des ersten Telefonats zeigte er sich zufrieden. Bereits im Herbst wird Selenskyj aber auch mit dem Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF) über eine neue Kredittran­che verhandeln müssen. Es sind schwere Gespräche zu erwarten, da der IWF schon die Vorgängerr­egierung zum Anziehen der sozialen Daumenschr­auben gedrängt hat. Kommentar Seite 24

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Die Partei des neuen Präsidente­n war erfolgreic­h – allerdings bei extrem niedriger Wahlbeteil­igung.

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