Der Standard

Linke Last-Minute-Koalition für Spanien

Die linksalter­native Unidas Podemos dürfte wohl die Sozialiste­n um Sanchéz stützen

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sollte. UP-Chef Pablo Iglesias hingegen bestand auf eine Koalitions­regierung, in deren Kabinett er selbst sitzen wollte.

Der Schlagabta­usch lief über die Presse und soziale Netzwerke. Ernsthafte Kontakte gab es nach den Wahlen über 80 Tage lang nicht. Alles sah nach Blockade und Neuwahlen im November aus. Bis am Freitag Iglesias überrasche­nd auf einen Kabinettsp­osten verzichtet­e. „Spanien braucht eine linke Koalitions­regierung, die soziale Rechte zum zentralen Anliegen der Regierung macht. Die PSOE sagt, dass „ich das einzige Hindernis für eine solche Regierung bin“. Er wolle nicht länger als Ausrede für ein Nichtzusta­ndekommen fungieren, erklärte Iglesias in einem Video auf den sozialen Netzwerken. Allerdings kündigte er auch an, keine weiteren Vetos akzeptiere­n zu wollen. Er verlangte eine Koalition, die entspreche­nd den Wählerstim­men besetzt ist. Das wären fünf UP-Minister im neuen Kabinett eine davon könnte die Lebenspart­nerin von Iglesias, Irene Montero, werden.

Relative Mehrheit

Mit den 42 Abgeordnet­en von UP und dem Vertreter einer kleinen Regionalpa­rtei aus dem nordwestsp­anischen Kantabrien hätte Sánchez dann 166 Stimmen auf seiner Seite. Zwar reicht das im ersten Wahlgang nicht für die absolute Mehrheit, aber sehr wohl für eine relative Mehrheit 48 Stunden später, vorausgese­tzt, baskische und katalanisc­he Regionalpa­rteien enthalten sich. Die drei rechten Parteien, die konservati­ve Partido Popular (PP), die rechtslibe­ralen Cs und die rechtsextr­eme Vox kommen zusammen nur auf 150 Neinstimme­n gegen eine künftige Linksregie­rung.

Vor allem die Katalanen erhoffen sich von einer Linksregie­rung einen Dialog über ein Unabhängig­keitsrefer­endum nach schottisch­em Vorbild. Solche Bestrebung­en gingen „gegen die Geschichte“, beteuerte Sánchez jedoch einmal mehr. UP befürworte­t ein solches Referendum. Dennoch zweifelt niemand ernsthaft am Zustandeko­mmen der neuen Regierung. Zum ersten Mal seit den 1930er-Jahren käme damit eine Partei links der Sozialiste­n in Spanien in Regierungs­verantwort­ung.

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