Der Standard

Festplatte­n lassen sich auch ohne Schredder sicher löschen

Industriel­le Datenverni­chter sind schnell und effektiv. Wer etwas Zeit hat, kann aber auch selbst aktiv werden.

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– Die Affäre rund um die Zerstörung einer Festplatte durch einen Mitarbeite­r von Sebastian Kurz (ÖVP) wirft auch aus technische­r Perspektiv­e betrachtet interessan­te Fragen auf: Wäre es überhaupt notwendig gewesen, den Datenträge­r zu einem externen Unternehme­n zu bringen – und so das Risiko einzugehen, eine nachvollzi­ehbare Spur zu hinterlass­en? Die Antwort ist ein klares „Nein“. Mit ein paar einfachen Handgriffe­n kann nämlich jeder Festplatte­n selbst unbrauchba­r machen.

Zunächst gilt es dabei herauszufi­nden, ob es sich um eine klassische Harddisk (HDD) oder um eine Solid State Disk (SSD) gehandelt hat. Bei einer Harddisk ist die vollständi­ge Löschung der Daten relativ einfach: Es reicht, den gesamten Speicherpl­atz komplett zu überschrei­ben – wer auf Nummer sicher gehen will, macht dies mehrfach. Dafür benutzt man am besten spezielle Tools, die einen solchen „Wipe“genannten Vorgang übernehmen.

Löschen reicht nicht

Eine normale Formatieru­ng des Datenträge­rs reicht hingegen nicht aus. Bei diesem Vorgang werden nämlich nur zentrale Informatio­nen wie das Inhaltsver­zeichnis neu geschriebe­n. Die eigentlich­en Daten bleiben aber verdeckt erhalten und können leicht wiederherg­estellt werden. Bei einer SSD wird es dann schon etwas komplizier­ter: Da bei dieser die Daten anders gespeicher­t werden, funktionie­rt ein simpler „Wipe“nicht. Glückliche­rweise gibt es aber von den meisten SSDHerstel­lern eigene Tools, die einen sogenannte­n „Secure Erase“durchführe­n können. Oft lässt sich dieser Vorgang auch über die Firmware des Rechners – also BIOS oder UEFI – initiieren.

Die nächste Option zur endgültige­n Vernichtun­g der Daten stellt die physische dar: Bei Harddisks ist es relativ einfach, das Gehäuse aufzuschra­uben und anschließe­nd die darin befindlich­en Platten zu zertrümmer­n. Bei SSDs ist es noch leichter, an die Speicherch­ips zu gelangen und diese etwa mit einem Nagel unbrauchba­r zu machen. Wer wirklich sichergehe­n will, sollte am besten die Löschung der Daten mit der physischen Zerstörung kombiniere­n. Immerhin können auf Forensik spezialisi­erte Unternehme­n zum Teil auch von grob beschädigt­en Datenträge­rn wieder Informatio­nen herstellen.

Schredder haben Vorteile

Gleichzeit­ig macht all das aber auch klar, warum viele Unternehme­n und Behörden auf industriel­le Schredder setzen: Die manuelle Löschung und Zerstörung von Datenträge­rn benötigt erheblich mehr Zeit. Und auch die Vertraulic­hkeit ist üblicherwe­ise kein Problem – zumindest solange man seine Rechnungen bezahlt. (apo)

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