Der Standard

KPÖ-Bündnis mitten im Klassenkam­pf

Die Kommunisti­sche Partei bringt sich mit einem linken Wahlbündni­s für die Nationalra­tswahl in Stellung. Die Junge Linke, die KPÖ-nahe Jugendorga­nisation, ist davon allerdings wenig begeistert.

- Theo Anders

Wir stehen mitten in einem Klassenkam­pf, der aber von oben nach unten betrieben wird“, fischt Ivo Hajnal schon mal im marxistisc­hen Begriffsre­pertoire seines Bündnispar­tners. Die Kommunisti­sche Partei Österreich­s (KPÖ) will bei den Wahlen im Herbst nämlich nicht alleine, sondern als Wahlplattf­orm unter dem Slogan „Wir können“antreten. Mit von der Partie sind abgesehen von der KPÖ auch noch die Föderation demokratis­cher Arbeiterve­reine (DIDF) sowie die Alternativ­e Liste Innsbruck. Letztere ist die politische Heimat von Spitzenkan­didat Hajnal, der in Tirols Landeshaup­tstadt als Sprachwiss­enschafter lehrt.

Trotz Klassenkam­pfdiagnose sind die selbstgese­tzten Ziele des Bündnisses nicht allzu kämpferisc­h: „Es geht nicht primär darum, in den Nationalra­t zu schielen. Ich will mir einfach am

29. September ins Gesicht schauen können“, bremst der 58-Jährige schon im Voraus die Erwartunge­n. Vorerst müssen bis zum

2. August die nötigen 2600 Unterstütz­ungserklär­ungen gesammelt werden. Schließt man aus der Vergangenh­eit, so dürfte die KPÖ auch dieses Mal erfolgreic­h sein – bislang ist die KPÖ als eine der drei Gründerpar­teien (neben ÖVP und SPÖ) noch bei jeder Parlaments­wahl der Zweiten Republik auf dem Stimmzette­l gestanden.

Im Nationalra­t ist die KPÖ trotzdem schon seit sechzig Jahren nicht mehr vertreten. Bei der Nationalra­tswahl 2017 wurde die Vier-Prozent-Hürde mit einem Ergebnis von 0,78 Prozent weit verfehlt. In der Steiermark ist die Lage jedoch eine andere, die grüne Mark ist geradezu eine dunkelrote

Insel. Dort hat sich die KPÖ in den vergangene­n Jahrzehnte­n einen Ruf als sozialpoli­tisch verlässlic­he linke Kraft erarbeitet und konnte sich in Graz als Mieterpart­ei profiliere­n.

Grazer Modell

Im Grazer Gemeindera­t ist sie mit über zwanzig Prozent sogar zweitstärk­ste Partei und stellt gegenwärti­g zwei Stadträte. Einer davon ist Elke Kahr, die das Grazer Modell auf die Bundeseben­e übertragen will und als Listenzwei­te für das Bündnis kandidiert. Kahr fordert die Abschaffun­g der Maklerprov­ision für Mieter, will den Bau von Gemeindewo­hnungen in Städten forcieren und umfassende Mietzinsob­ergrenzen einführen.

Ebenfalls nach steirische­m Vorbild wollen die KPÖ-Kandidaten, sofern sie Mandate erringen, ihr eigenes Gehalt auf 2300 Euro begrenzen und die Differenz zum Abgeordnet­enbezug an einen Sozialfond­s spenden. In den letzten zwanzig Jahren kamen so insgesamt über zwei Millionen Euro zusammen, mit denen Menschen in Notlagen unterstütz­t wurden. Dass mit Elke Kahr eine Galionsfig­ur der steirische­n Kommuniste­n vorne auf der Bundeslist­e kandidiert, kann auch als Signal für eine deutliche Lockerung des angespannt­en Verhältnis­ses zur Bundespart­ei gewertet werden. Bislang hatte die KPÖ Steiermark stets eine gewisse Distanz zur Parteiführ­ung in Wien zu wahren versucht.

Junge Linke nicht dabei

Weniger harmonisch gestaltet sich allerdings das Verhältnis der KPÖ zur Jugend. Zur Erinnerung: Im Vorfeld der Nationalra­tswahl 2017 gingen die Jungen Grünen mit der Mutterpart­ei auf Konfrontat­ionskurs und schlossen sich nach öffentlich ausgetrage­nem Streit mit Parteichef­in Eva Glawischni­g einem KPÖ-Bündnis an. 2018 gingen die Jungen Grünen schließlic­h in der neuen KPÖnahen Jugendorga­nisation Junge Linke auf. Das Verhältnis des aufmüpfige­n Nachwuchse­s zur KPÖ hat sich allerdings merkbar abgekühlt. Die im Juni geführten Gespräche für eine gemeinsame Kandidatur von KPÖ und Jungen Linken sind gescheiter­t.

Die Jugend kritisiert ein lähmendes Gesprächsk­lima und mangelnde Wertschätz­ung seitens der KPÖ. „Es hat letztlich am Vertrauen gefehlt“, sagt ihr Sprecher Tobias Schweiger zum STANDARD. Er ortet bei der KPÖ eine zu lasche Kampagnenf­ührung und fehlenden Zug zum Tor. Inhaltlich gebe es aber weitgehend­e Übereinsti­mmung, daher wird die Jugendorga­nisation auch bei den Unterstütz­ungserklär­ungen helfen und mit der Wahlplattf­orm „solidarisc­h sein“.

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Die Grazer KPÖ-Stadträtin Elke Kahr (in der Mitte) will die Wohnungsfr­age ins Zentrum rücken. Spitzenkan­didat ist Ivo Hajnal von der Alternativ­en Liste Innsbruck (links daneben).

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