Der Standard

3900 Kinder in Ersatzfami­lien

Jahresberi­cht für 2018 des Wiener Jugendamts liegt vor

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– Eine Frau ohne Versicheru­ng, Wohnung und Einkommen hat ein Baby in einem Wiener Krankenhau­s auf die Welt gebracht. Sie hat keine Sachen für das Baby und die Perspektiv­e, mit ihm auf der Straße zu leben. Kurze Zeit später klingelt beim Wiener Jugendamt das Telefon. Auf Initiative der Behörde wird das Baby in einer Krisenpfle­gefamilie untergebra­cht.

10.500-mal rückte das Jugendamt vergangene­s Jahr zu einer sogenannte­n Gefährdung­sabklärung aus. Das sind in etwa 700 Abklärunge­n weniger als im Vorjahr – das geht aus dem Jahresberi­cht der Kinder- und Jugendhilf­e hervor. In etwa der Hälfte der Fälle kam die Meldung von einer Schule oder der Polizei. Etwa ein weiteres Drittel der Meldungen kam von Nachbarn, einem Spital oder den überforder­ten Eltern selbst. In 57 Prozent der Fälle war befürchtet­e Vernachläs­sigung der Grund, in 41 Prozent psychische oder körperlich­e Gewalt, in zwei Prozent sexuelle Gewalt. In etwa 3000 Fällen wurde mit Maßnahmen zur Unterstütz­ung der Erziehung begonnen, in gut 1000 Fällen wurde das Kind in einem Krisenzent­rum oder bei Krisenelte­rn untergebra­cht.

Letzte Maßnahme Abnahme

Bessert sich die Familiensi­tuation nicht, kommen Kinder längerfris­tig in Wohngemein­schaften oder zu Pflegeelte­rn. Dementspre­chend wurde im Vorjahr bei 584 Kindern entschiede­n. Insgesamt befanden sich knapp 3900 Kinder in „voller Erziehung“durch die Behörde. Gemessen an der Anzahl der Minderjähr­igen in Wien verringert­e sich der Anteil jener, die „fremdunter­gebracht“wurden in den letzten drei Jahren kontinuier­lich.

Einen starken Rückgang gab es bei der Vertretung von unbegleite­ten Flüchtling­skindern: Wurden 2017 noch knapp 700 betreut, waren es 2018 nur mehr 312. (van)

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