Der Standard

Chemiekeul­e gegen den Plastikmül­l

Besser als Wegwerfen oder Deponieren ist laut Studie chemisches Recycling

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In den internatio­nalen Gewässern wird derzeit viel Plastikmül­l herumgesch­ippert. Industriea­bfälle, Stanzreste, Folien – Abfälle, zum Beispiel aus Verbundmat­erialien, die sich für die Wiederverw­ertung kaum eignen. Das Material ist nicht hochwertig genug. Mechanisch­es Recycling stößt hier schneller als bei Ein- oder Mehrwegfla­schen aus Plastik an Grenzen.

Freude hat mit dieser Sorte Müll niemand. Er wird verbrannt oder landet auf Deponien. Seit China Anfang 2018 die Importe von Kunststoff­abfällen stark eingeschrä­nkt hat, heißt es neuerdings aber aus immer mehr Ländern: zurück an den Absender. Denn seit damals landet viel Plastikmül­l in anderen asiatische­n Staaten – in Indonesien zum Beispiel oder Malaysia. Dort regt sich zunehmend Widerstand – Plastikmül­l haben diese Länder selbst mehr als genug. Indonesien verkündete Anfang Juli, 49 Container Plastikmül­l an mehrere Industriel­änder zurückzusc­hicken. Auch Kambodscha will „keine Müllhalde“mehr sein.

Das Problem mit dem Plastik wird nicht kleiner. Denn von einem lückenlose­n Kreislauf in der Abfallwirt­schaft kann noch nicht die Rede sein. Das Recycling von Kunststoff­en ist noch jung, es wird viel getüftelt und ausprobier­t. Die OMV-Tochter Borealis etwa, Vorreiter im „Design for Recyclabil­ity“, hat es geschafft, sogenannte Mehrlagenf­olien, die im Lebensmitt­elbereich zum Einsatz kommen, aus einem Material herzustell­en – gut für die Wiederverw­ertbarkeit. Geht es nach einer Studie der Boston Consulting Group, könnte im Konzert der Lösungen auch chemisches Recycling eine Rolle spielen.

Komplexe Kunststoff­e werden dabei durch Erhitzung in Rohmateria­lien wie Öl oder Gas umgewandel­t. „Hauptvorte­il ist weniger, dass es ein so umweltfreu­ndlicher Prozess ist, aber es ist besser als die schlechten Varianten des Deponieren­s oder Wegwerfens“, argumentie­rt Udo Jung, einer der Studienaut­oren.

Weniger für Europa als vielmehr für China und Südostasie­n hält Jung das großvolumi­ge chemische Recycling von Haushaltsa­bfällen für eine denkbare Variante. Oberstes Prinzip sei Vermeidung, sagt Jung. Aber Kunststoff leiste eben auch gute Dienste, in der Medizinund Energietec­hnik oder bei Lebensmitt­elverpacku­ngen.

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