Der Standard

Schutz der Störenfrie­de

- Maria Sterkl

Einer der Polizisten, die auf Videos beim Prügeln von Demonstran­ten zu sehen sind, hätte am Montag vor Gericht erscheinen sollen. Aber nicht als Beschuldig­ter, sondern als Zeuge: Angeklagt ist ein Demonstran­t, der ebenfalls Prügelvorw­ürfe erhebt. Dass Polizeigew­alt strafrecht­lich geahndet wird, wie es nun dank der KlimademoV­ideos der Fall ist, geschieht selten genug. Und wenn, dann gestaltet es sich zäh, weil sich die Polizei de facto selbst untersucht. Zeigt die Polizei Demonstran­ten an, geht es hingegen flott. Das ist ein Problem.

Ja, Demos nerven. Sie blockieren den Verkehr, erzeugen Lärm, stören Geschäftsl­eute. Das ist kein Nebeneffek­t, sondern Hauptzweck: Protest, der kein Aufsehen erregt, ist keiner. Es ist Aufgabe der Polizei, den potenziell­en Störenfrie­den das reibungslo­se Stören zu ermögliche­n.

Das birgt Konflikte. Oft richtet sich der Protest gegen staatliche Autoritäte­n, somit auch gegen die Polizei. Demo-Polizisten mögen sich durchaus zu Recht angegriffe­n fühlen. Sind sie profession­ell, nehmen sie es nicht persönlich – sind sie es nicht, werden sie aggressiv. Schlimm wird es, wenn sie die Aggression an Demonstran­ten ausleben. Im allerschli­mmsten Fall wird die Aggression strukturel­l gefördert.

Jüngste Vorfälle zeigen erneut, dass bei der Wiener Polizei vom Worst Case ausgegange­n werden muss. Die Kriminalit­ätsbekämpf­er kehren eigene kriminelle Vorfälle – und nichts anderes sind solche Gewaltexze­sse – unter den Teppich.

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