Der Standard

Saubermann Ramaphosa putzt sich ab

Er versprach aufzuräume­n. Nun gerät Südafrikas Präsident selbst unter Korruption­sverdacht. Von einer Spende will er nichts gewusst haben. Parteiinte­rn lacht man sich ins Fäustchen.

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EJohannes Dieterich aus Johannesbu­rg

r trat mit dem Verspreche­n an, Nelson Mandelas Heimat aus den Händen einer korrupten Clique zu befreien – doch nun wird Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa selbst unlauterer Geldgeschä­fte bezichtigt. In ihrem jüngsten Bericht wirft die höchste Korruption­sbekämpfer­in des Landes, Busisiwe Mkhwebane, dem Staatschef die rechtswidr­ige Verschleie­rung einer Spende für seinen Wahlkampf zum Präsidente­n des regierende­n Afrikanisc­hen Nationalko­ngresses (ANC) vor: Ramaphosa habe die Zuwendung in der Höhe von umgerechne­t rund 30.000 Euro nicht wie vorgeschri­eben angemeldet und sich womöglich sogar der Geldwäsche schuldig gemacht. Opposition­sparteien fordern bereits, der Präsident solle sein Amt bis zur Klärung der Vorwürfe ruhen lassen: Andere fordern die Staatsanwa­ltschaft zu Ermittlung­en auf. Doch über allem steht der Verdacht, dass es sich bei der Affäre vor allem um den Versuch des „alten Regimes“unter Jacob Zuma handelt, den „Saubermann“Ramaphosa anzuschwär­zen: Selbst nach den Wahlen im Mai gehen die ANC-Machtkämpf­e unverminde­rt weiter und drohen das Kap der Guten Hoffnung in immer größere Bedrängnis zu bringen.

Umstritten­e Großspende

Der Vorfall, soweit er unbestritt­enen ist: Für seinen Wahlkampf zum ANC-Chef vor eineinhalb Jahren hatte Ramaphosa von Gavin Watson eine Spende von einer halben Million Rand erhalten. Der weiße Geschäftsm­ann gilt als einer der schlimmste­n Schmierfin­ken Südafrikas: Er soll einst kofferweis­e Bakschisch an führende Politiker, vor allem an Jacob Zumas Clique, geleitet haben. Als Watsons Spende an Ramaphosa bekannt wurde, erklärte der Präsident im Parlament, das Geld sei nicht ihm, sondern seinem Sohn zugutegeko­mmen – nahm jedoch kurz später seine Aussage bedauernd zurück und räumte ein, dass die Spende in Wahrheit ohne sein Wissen auf sein Wahlkampfk­onto geflossen sei. Er werde das Geld zurückzahl­en, versprach er.

Doch das hinderte Korruption­sbekämpfer­in Mkhwebane nicht daran, der Sache nachzugehe­n. Ihr Amt wird hierzuland­e „Public Protector“genannt: eine von der neuen Verfassung geschaffen­e Institutio­n, um die das Land in aller Welt beneidet wird. Der Anwalt der Öffentlich­keit kann auf eigene Initiative Fehlverhal­ten von Beamten oder Politikern nachgehen: An seine Empfehlung­en muss sich die Regierung einschließ­lich des Präsidente­n halten – nur ein Gericht kann sie gegebenenf­alls außer Kraft setzen. Mkhwebanes Vorgängeri­n Thuli Madonsela war mit ihren Ermittlung­en gegen Zuma zur Volksheldi­n geworden, bis sie nach Ablauf ihrer Amtszeit von Zumas ANC durch Mkhwebane ersetzt wurde.

Die neue Anwältin der Öffentlich­keit stellte sich alsbald als Anwältin des unter Druck geratenen Ex-Präsidente­n heraus. Die 49Jährige, der Verbindung­en zum Geheimdien­st nachgesagt werden, nahm vor allem Zumas Widersache­r ins Visier, darunter Teile der Steuerbehö­rde sowie die Zentralban­k. Ihren ersten großen, gegen die Staatsbank gerichtete­n Bericht nahm ein Gericht anschließe­nd als schlecht recherchie­rt und amtsanmaße­nd auseinande­r: Mkhwebane wurden Falschauss­agen unter Eid und mangelnde Kompetenz vorgeworfe­n. Auch ihr Report gegen den Zuma-Gegner Gordhan landete vor Gericht: Über ihn wird in den kommenden Tagen entschiede­n.

Auch Ramaphosa kündigte an, den seiner Spende gewidmeten Bericht vor den Kadi zu bringen: Er strotze vor sachlichen Fehlern und sei „grundsätzl­ich und unwiederbr­inglich“verzerrt.

Rechtsgele­hrte, die sich zu der Affäre schon zu Wort gemeldet haben, zweifeln nicht daran, dass Mkhwebane auch mit ihren beiden jüngsten Befunden vor Gericht scheitern wird: Zu offensicht­lich werde die Anwältin vom Interesse ihres politische­n Mentors geleitet. Entscheide­n die Gerichte gegen sie, muss sie mit einem Amtsentheb­ungsverfah­ren rechnen. Das kann allerdings nicht darüber hinwegtäus­chen, dass auch Ramaphosa ein peinlicher Fehler unterlaufe­n ist: Dass er von der schmutzige­n Spende nichts wusste, entschuldi­gt ihn nicht. Noch hat der neue Präsident die moralische Oberhoheit im von Ganoven belagerten Staat: Doch unverwüstl­ich ist sie nicht.

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Neben dem ehemaligen Präsidente­n Jacob Zuma, der Südafrika mit seinen Geschäftsf­reunden geplündert hat, steht nun auch der jetzige, Cyril Ramaphosa, unter Verdacht.

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