Der Standard

Weniger Macht für den Sieger

Respekt.net will Parteiendo­minanz brechen

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– Die zivilgesel­lschaftlic­he Projektpla­ttform Respekt.net nutzt die Ruhephase vor dem Wahlkampf für eine Reihe von Forderunge­n, die die demokratis­chen Gepflogenh­eiten Österreich­s verbessern sollen. Mit an Bord sind auch zwei prominente Ex-Politikeri­nnen – die ehemalige grüne Volksanwäl­tin Terezija Stoisits und die Gründerin des Liberalen Forums, Heide Schmidt.

„Wenn die politische Kultur undemokrat­isch wird, ist Feuer am Dach“, sagte Schmidt und rief zu einer Verteidigu­ng grundlegen­der Einrichtun­gen der Republik auf. Es gehe nicht an, dass gesellscha­ftsprägend­e Institutio­nen wie der Verfassung­sgerichtsh­of (VfGH) vorwiegend von Regierungs­parteien besetzt werden.

Gegenwärti­g werden sechs von zwölf Verfassung­srichtern von der Regierung vorgeschla­gen, drei weitere vom Nationalra­t und drei vom Bundesrat. Für Schmidt gleicht diese Regelung einer „The winner takes it all“-Mentalität, die die Pluralität der Gesellscha­ft nicht abbilde. Schmidt hat daher einen Reformanst­oß parat: Künftig sollen acht Verfassung­srichter vom Parlament – vier vom Nationalra­t, vier vom Bundesrat – vorgeschla­gen werden, und zwar jeweils mit Zweidritte­lmehrheit der Abgeordnet­en. So soll die demokratis­che Basis des VfGH verbreiter­t werden.

Die langjährig­e grüne Abgeordnet­e Terezija Stoisits rückte das Transparen­zproblem in den Mittelpunk­t. Die Regierende­n in Österreich hätten stets „Angst davor, dass die Menschen zu viel wissen“. Nur so sei erklärbar, dass das Amtsgeheim­nis in der Verfassung verankert und von Informatio­nsfreiheit keine Spur sei. Es müsse endlich für alle Bürger nachvollzi­ehbar sein, wohin öffentlich­e Gelder und Aufträge flössen.

Auch die Formulieru­ngen von Gesetzen findet Stoisits nicht gerade bürgerfreu­ndlich. Für Nichtspezi­alisten seien Gesetze zu unverständ­lich und daher wenig vertrauene­rweckend, weil sie oft nur für Verwaltung­sbeamte geschriebe­n seien. Hier wünscht sich Stoisits mehr Mut der Mandatare und Ressourcen für einen parlamenta­rischen Legislativ­dienst. (ta)

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