Der Standard

Anonyme Recherchen um den Bro von Ho

Im anlaufende­n Wahlkampf taucht eine dubiose Website auf, die Enthüllung­en über Sebastian Kurz ankündigt. Die Betreiber bleiben anonym – die Volksparte­i wittert bereits die nächste Dirty-Campaignin­g-Verschwöru­ng.

- Sebastian Fellner, Harald Fidler, Walter Müller

Der Nationalra­tswahlkamp­f ist mit der ÖVP-„Schredder-Affäre“jetzt ruppig in die Gänge gekommen. Nun taucht parallel dazu eine anonyme Onlineplat­tform namens Zoom eines in der Schweiz registrier­ten Institutes auf, die eine zwölfteili­ge Serie über das „Bro-Netzwerk“des Altkanzler­s Sebastian Kurz ankündigt.

Im „Netzwerk von Sebastian Kurz und Martin Ho werden exklusive Partys gefeiert, Staatsauft­räge vergeben und zu Empfängen von Regierungs­chefs eingeladen“, heißt es in der Einleitung. Im Teil eins widmet sich die Onlineseit­e der Freundscha­ft zwischen Sebastian Kurz und dem Wiener Szeneund Gastronomi­e-Zampano Martin Ho – garniert mit groben Untergriff­en

gegen Kurz. Auch von Kokain ist die Rede, diesbezügl­iche Anfragen hat Zoom an die ÖVP gestellt und auf Twitter veröffentl­icht. Es soll ein entspreche­nd kompromitt­ierendes Foto existieren, wird der ÖVP mitgeteilt.

ÖVP denkt an Silberstei­n

„Von unserer Seite gibt’s dazu wenig zu sagen“, sagt Alexander Khaelss-Khaelssber­g, der mit der Agentur Leisure Communicat­ion die Firmengrup­pe von Ho vertritt, im Standard-Gespräch. „Wir haben die Fragen ebenfalls bekommen, aber nicht beantworte­t, weil wir auf die Frage nach den leitenden Redakteure­n keine Antwort bekamen. Dass beide befreundet sind, ist ja kein Geheimnis.“Auch nicht, dass Kurz bei der Eröffnung des Luxus-Boutiqueho­tels La Petite Ivy bei Krems anwesend war.

Die ÖVP hat die Zoom-Initiative jedenfalls bereits eingeordne­t: Dirty Campaignin­g. „Unter dem Deckmantel der Anonymität“würden Unwahrheit­en veröffentl­icht, „nur um Sebastian Kurz zu schaden“. Erinnerung­en „an die Methoden von Tal Silberstei­n und der SPÖ“würden wach werden, polterte ÖVP-Generalsek­retär Karl Nehammer. Von der FPÖ kam umgehend der Konter: „Immer wenn es wie etwa im Fall der dubiosen Schredder-Causa handfeste Vorwürfe gegen die Kurz-ÖVP gibt, fällt dem Team von Sebastian Kurz nichts anderes ein, als wild um sich zu schlagen und andere Parteien anzupatzen“, reagierte FPÖ-Generalsek­retär Harald Vilimsky. Die SPÖ hielt sich mit einer Replik zurück. Eine eigene Story über seine „Mächtigkei­t in der SPÖ“ist auch dem roten Berater Nedeljko Bilalic gewidmet.

Spur in die Schweiz

Während sich Zoom also mit Unabhängig­keit brüstet, bleibt völlig im Dunkeln, wer das Medium betreibt und finanziert: Die Internetad­resse zoom.institute ist vollkommen anonym in Panama registrier­t, als Medieninha­ber auf der Website wird das „Zoom Institute for Research and Analysis“, ein Verein mit Sitz in Genf, angegeben. Nur über einen Umweg ist seine Adresse zu finden: Es ist jene eines Coworking-Space in der Schweizer Stadt – dort weiß man von Zoom aber nichts.

Auf STANDARD-Anfrage an die Zoom-E-Mail-Adresse folgt eine anonyme Antwort: Die Redakteure seien „keine Personen des öffentlich­en Lebens“. Zehn Personen arbeiteten ehrenamtli­ch für das Medium. Amazon-Chef Jeff Bezos stelle Server gratis zur Verfügung, ansonsten gebe es nur ein 25-Euro-Darlehen eines Mitglieds – und die Spende eines Users in Höhe von einem Euro.

Vereine müssen sich in der Schweiz nur dann registrier­en lassen, wenn sie wesentlich­e kaufmännis­che Tätigkeite­n entfalten, hieß es auf STANDARD-Anfrage bei den Handelsreg­isterämter­n in Zürich und in Genf. Eine Registrier­ung ist erst ab recht hohen Umsatz- oder Bilanzsumm­en erforderli­ch.

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Im Fokus der Plattform Zoom steht „Das Bro-Netzwerk“von Sebastian Kurz – und ein langjährig­er Pressespre­cher der SPÖ.
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