Der Standard

Nur der erste Platz genügt Bernard Arnault

Der französisc­he Luxusmagna­t Bernard Arnault ist der zweitreich­ste Erdenbürge­r geworden und könnte bald den Spitzenpla­tz ergattern. In Paris herrscht darob fast Verlegenhe­it.

- Stefan Brändle aus Paris

Arnault legt auch im bestandene­n Alter von 70 Jahren noch ein unerhörtes Tempo vor – beim Geldverdie­nen. In einer Stunde nimmt der Hauptaktio­när des Konzerns LVMH (Louis Vuitton Moët Hennessy) gut sieben Millionen Dollar ein. In gut einem halben Jahr macht das 39 Milliarden: Diese Zunahme hat Arnaults Vermögen seit Jänner verzeichne­t. Arnault kommt damit laut dem US-Magazin Forbes auf 105,1 Mrd. Dollar. Damit hat er Mitte Juli den bisherigen Zweitplatz­ierten Bill Gates (103,7 Milliarden) überholt. Warren Buffett und Mark Zuckerberg liegen ebenfalls hinter ihm.

Spitzenrei­ter bleibt AmazonGrün­der Jeff Bezos mit 164,8 Mrd. Dollar. Davon gehen allerdings 38 Milliarden an seine Exgattin MacKenzie. Die Agentur Bloomberg beziffert Bezos’ Vermögen deshalb auf 126 Mrd. Dollar. Arnault ist gar nicht mehr so weit von diesem Spitzenwer­t entfernt, wenn man bedenkt, wie rapid sein Vermögen in diesem Jahr dank seiner LuxusAsset­s zugenommen hat. Der Pariser Infosender BFM rechnet damit, dass der LVMH-Gründer bei gleichblei­bendem Geschäftsf­luss in acht Monaten so weit sein wird. So weit heißt: Arnault wäre der reichste Mann nicht nur Frankreich­s, sondern des ganzen Planeten. Und die Franzosen wissen, dass sich Arnault nicht zu gut ist für einen solchen Spitzenpla­tz. Silber oder Bronze hat ihn noch nie interessie­rt. In Paris liefert sich Bernard Arnault seit Jahren ein erbitterte­s Duell mit seinem Alter Ego François Pinault (82), dem Vorstand des „anderen“Luxuskonze­rns Kering (Gucci, Yves Saint-Laurent, Boucheron).

– gilt er als kalt und unersättli­ch. In französisc­hen Internetfo­ren herrscht die Meinung vor, sein Vermögen habe etwas „Unmoralisc­hes“, ja „Unanständi­ges“. Nur selten wird angeführt, dass er in seinem Land massiv Steuern zahlt; auch dass er nicht schuld an der Armut in der Welt sei.

Auch wenn Arnaults Talent der Geldvermeh­rung unbestritt­en ist, wundern sich selbst Kapitalexp­erten, wie rasch sein Vermögen wächst. Sein Erfolgsgeh­eimnis ist allerdings einfach, es lautet in etwa: Masse mal Riecher. Der aus gutem Haus stammende Nordfranzo­se, sein Vater war Bauunterne­hmer, hatte schon früh in Luxusfirme­n wie Dior investiert. Seither ist er auf Shoppingto­ur. Einzelne Namen wie Gucci, Hermès oder Chanel sind ihm zwar entgangen; sein LVMH-Konglomera­t, an dem er 47 Prozent hält, zählt aber heute 70 Marken und stellt in Paris die größte Börsenkapi­talisierun­g dar. Der Konzernums­atz von 46,8 Mrd. Euro wird seit Jahren durch die asiatische­n Märkte angekurbel­t.

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Als kalt und unersättli­ch gilt vielen Franzosen der sehr kultiviert­e Kunstsamml­er Bernard Arnault. Reich wurde der Mann auch durch seinen guten Riecher.

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