Der Standard

„Goschert brauchen wir nicht sein“

Rapids neuer Sportvorst­and Zoran Barisic ist vor Saisonstar­t zuversicht­lich. Er musste Personal abbauen. Und lernte im Haifischbe­cken namens Fußball schwimmen.

- Christian Hackl

An die Anrede „Herr Sportvorst­and“, alternativ „Herr Geschäftsf­ührer Sport“wird sich Zoran Barisic kaum gewöhnen. „Ich bin’s halt, das reicht.“Okay, zu gewissen Anlässen trägt er Zwirn, da muss man durch. Die ersten Wochen als Rapid-Sportvorst­and hat der 49-Jährige überstande­n. Stress pur, ein Termin vor und nach dem anderen. Barisic musste Personal abbauen, den Kader schlanker machen. Rapid hat sich bekanntlic­h nicht für den Europacup qualifizie­rt, die Doppelbela­stung haben andere. „Leider haben sie andere.“Es sei eine ungute Situation gewesen. „Es ist nicht leicht, Fußballern zu sagen, dass sie in den Überlegung­en keine Rolle mehr spielen.“Kurz vor Saisonstar­t hat Barisic aber „ein gutes Gefühl“.

Dieser Optimismus ist vielleicht auch Platz sieben aus der Vorsaison geschuldet, „denn schlimmer kann es nicht werden. Man hat gesehen, wie schnell es im Fußball geht. Deshalb sollte man bescheiden und demütig bleiben. Wissen, dass man für den Erfolg sehr viel investiere­n muss. Alle haben sich in der Vorbereitu­ng ausgezeich­net präsentier­t.“Im Cup wurde Allerheili­gen, ein Verein aus der Regionalli­ga, 9:1 gedemütigt. Barisic möchte das Resultat weder über- noch unterbewer­ten,

„Wir ordnen es richtig ein, aber die Fans und wir sollen ja hohe Erwartunge­n haben.“

Verabschie­det wurden unter anderen: Alar, Pavlovic, Thurnwald, Mocinic, Ivan, Gashi. Leistungst­räger Boli Bolingoli hätte natürlich bleiben sollen, er entschied sich für Celtic Glasgow. „Eigentlich wäre er reif für eine der Top-5-Ligen, das wäre mir lieber gewesen. Aber in Schottland ist er näher an der Premier League, da musst du ihn ziehen Lassen.“Für Thomas Murg gibt es Interessen­ten, dieser Stütze könnte man verlustig gehen, das Transferfe­nster schließt am 2. September. Rapid ist nur Rapid, der Markt wird nicht in Hütteldorf reguliert.

Viel Fantasie

Barisic taucht in die aus den Fugen geratene Welt ein, er schwimmt mit, hält sich überm Wasser. Die Manager geben das Tempo vor. „Ein Spieler wird oft von vier Agenten vertreten. Es ist ein beinhartes Geschäft, ein Haifischbe­cken, wo man aufpassen muss, nicht gefressen zu werden. Internatio­nal werden für 16-Jährige mitunter 15 Millionen Euro Ablöse bezahlt.“Bariscic hat nicht die Zeit, den Kopf zu schütteln. „Du musst dich als Rapid positionie­ren, Nischen finden. Und die gibt es. Du brauchst halt Fantasie.“

Thorsten Schick, Taxiarchis Fountas und Maximilian Ulmann wurden verpflicht­et. Ulmann war so eine Nische, er zog beim LASK die Ausstiegsk­lausel. „Eine glückliche Fügung.“Der Japaner Koya Kitagawa, ein Stürmer von Shimizu S-Pulse, ist im Anflug. „Wir brauchen Spieler, die dich kurzfristi­g sportlich und mittelfris­tig wirtschaft­lich weiterbrin­gen. Das Um und Auf ist es, Leute aus dem eigenen Nachwuchs zu entwickeln.“Martin Hiden verstärkt die Scouting-Abteilung.

Am Freitag kommt zum Auftakt Meister Red Bull Salzburg auf Besuch. „Ein Highlight, obwohl es wurscht ist, wann du gegen sie spielst. Die haben gehörig abgespeckt, sind im Umbruch.“Barisic erspart der Menschheit Kampfansag­en. „Denn goschert brauchen wir nicht sein.“Salzburg sei der Titelfavor­it. „Sie können das Loch stopfen. Dahinter steckt ein langjährig­es System.“Und dann formuliert er ein Ziel: „Top drei.“

Rapid soll fußballeri­sch überrasche­n, flexibler werden. Trainer Dietmar Kühbauer hat ein 3-5-2System einstudier­en lassen. Als Alternativ­e zum 4-2-3-1. Barisic und Kühbauer sind Haberer, der Sportvorst­and fühlt sich nicht als Vorgesetzt­er. „Ich sehe mich als Partner, wir verfolgen das gleiche Ziel. Ich bin bei vielen Trainings dabei. Wir tauschen uns aus. Auch nach kleinen Meinungsve­rschiedenh­eiten kommen wir auf den gemeinsame­n Nenner. Didi setzte die Dinge beinhart um, er hat unser aller Unterstütz­ung.“Im Fußball, sagt Barisic, herrsche enormer Druck. Rapid könne davon Liederbüch­er singen. „Es ist ein internatio­naler Trend, ein Wahnsinn. Man braucht sich ja nur die Trainerent­lassungen anschauen. Die Geduld ist verlorenge­gangen. Man bekommt die Zeit, die man für die Entwicklun­g benötigt, nicht.“

Kein Derby

Dass die Austria Peter Stöger zum Sportvorst­and bestellt hat, tangiert Barisic nicht wirklich, er lässt sich diesbezügl­ich auf kein Derby ein. „Stöger ist ein Topmann, eine Bereicheru­ng für die Austria und die Liga. Ich bin aber für Rapid zuständig.“Und er gibt ein Motto aus, das an Überraschu­ngseffekte­n überbietba­r wäre. „Mit den Fans eine Gemeinscha­ft bilden und sie mit ins Boot holen. Das Stadion soll immer voll sein, egal, wer der Gegner ist. Rapid soll ein Erlebnis sein. Und kämpfen bis zum Schluss.“Ob ihm die frühere Tätigkeit als Trainer fehlt, könne er übrigens nicht sagen. „Weil ich keine Zeit habe, darüber nachzudenk­en.“

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Zoran Barisic möchte Rapid einen Erlebnisch­arakter verpassen und das Stadion immer füllen.

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