Der Standard

Über der ORF-Wetterreda­ktion zieht ein Tief auf (den Küniglberg)

Die ständigen Livegäste in den „Journalen“sollen lange vor ihrem Sender Ö1 in die ORF-Zentrale übersiedel­n

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– Man kann es auch bei Projekten überstürze­n, die sich mehr als zwei zähe Jahrzehnte ziehen. Wie bei der 300 Millionen Euro schweren Sanierung des ORFZentrum­s auf dem Wiener Küniglberg und der Neuorganis­ation des Milliarden­unternehme­ns.

Besser, schneller und wirtschaft­licher sollen die Journalist­en von Radio, Fernsehen und Online künftig auf dem Küniglberg zusammenar­beiten. Das ist das erklärte Ziel der ORF-Zentrale.

Für die Wetterreda­ktion aber wird es fürs Erste aufwendige­r, teurer und nervenaufr­eibender – und damit auch für die RadioJourn­ale auf Ö1. Denn die RadioWette­rleute um Alois Holzer sollen schon diesen Herbst auf den Küniglberg ziehen – auch wenn die Sender Ö1 und Ö3 erst Ende 2021 auf dem Hügel über Wien erwartet werden und ab 2022 von dort senden sollen. Gerade sind erst die Abbruchmas­chinen auf dem Küniglberg vorgefahre­n, um im ORF-Zentrum Platz zu schaffen für Ö1 und Ö3.

Ressorts und Fachbereic­he von Radio, Fernsehen und Online sollen künftig auf dem Küniglberg zusammenar­beiten. Ein schwierige­s Thema anderer Ressorts ist bei der Wetterreda­ktion keines: Bei Sonne, Wolken, Sturm, Regen und Schnee ist Vielfalt der Berichters­tattung, wie sie das ORF-Gesetz vorschreib­t, eher unerwünsch­t. Die Wetterprog­nose von Ö3 sollte nach Möglichkei­t mit jener von ORF on und der Zeit im Bild übereinsti­mmen. Das dürfte die ORFFührung zum raschen Marschbefe­hl für das Radiowette­r auf den Küniglberg motiviert haben.

Doch der Frühstart klingt für’s Erste nach dem Gegenteil von Synergie und Vereinfach­ung. Die Wetterreda­kteure sind von früh an live zu Gast in den Journalen. Und je häufiger Hitzewelle­n, Unwetter und Klimawande­l Thema sind, werden sie auch abseits der aktuellen Prognosen befragt. Nicht von ungefähr sitzen die Wetterreda­kteure direkt am Eingang des Newscenter­s im Radio-Funkhaus, mit Blickkonta­kt zu den Journal-Moderatore­n. Holzer und TV-Wetterchef Markus Wadsack waren auf Urlaub und für Stellungna­hmen nicht erreichbar.

Radio-Redakteurs­sprecher Peter Daser bestätigt auf Anfrage des STANDARD Bedenken: „Es braucht für jeden Einstieg einen Techniker, eine Leitung, eine Kommunikat­ionsleitun­g für Regieanwei­sungen – all das ist unnötiger zusätzlich­er Aufwand und ein zusätzlich­er Stressfakt­or in Livesendun­gen.“

Bestenfall­s liefert der Frühstart auf den Küniglberg Stoff für die ORF-Wettercome­dy Walking on Sunshine. Ab 2022 sollen sich die Wolken lichten, wenn Ö1 auch auf den Küniglberg kommt. (fid)

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Der ORF liefert Stoff für Robert Palfraders Wetter-Comedy

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