Der Standard

Rapper hinter schwedisch­en Gardinen

- Amira Ben Saoud

So hatte sich A$AP

Rocky seine Sommertour durch Europa sicher nicht vorgestell­t. Im Rahmen eines Stopps in Schweden kam es auf Stockholms Straßen zu einer Schlägerei zwischen Rocky, dessen Entourage und einem jungen Mann. Ein Video zeigt den Rapper dabei, wie er den Mann zu Boden wirft; er behauptet, es handelte sich um Selbstvert­eidigung. Zwei junge Männer, einer davon das Opfer, hatten ihn davor länger verfolgt. Auch von diesem Vorspiel existiert ein Video.

A$AP Rocky, der 1988 in Harlem als Rakim Mayers geboren wurde, sitzt nun seit 3. Juli in Untersuchu­ngshaft. Das schmeckt vielen US-Kollegen wie Justin Bieber, Tyler, The Creator oder Nicki Minaj, die hinter Rockys Festnahme rassistisc­he Motive vermuten, gar nicht.

Auf Vermittlun­g von Kanye West und dessen Frau Kim Kardashian­West hat sich nun auch Präsident Trump per Tweet eingeschal­tet. Ein Telefonat mit dem schwedisch­en Premiermin­ister Stefan Löfven folgte, in dem Trump anbot persönlich für Rockys Kaution bürgen zu wollen. Die gibt es in Schwedens Rechtssyst­em aber gar nicht. A$AP Rocky, der zweimal für einen Grammy nominiert war, wird also weiter hinter schwedisch­en Gardinen sitzen.

Der Durchbruch gelang dem Rapper mit seinem Mixtape Live. Love.

ASAP, das er 2011 zum freien Download anbot. Obwohl Rocky aus New York stammt, ist sein frühes Werk stark der Südstaaten Hip-HopTraditi­on zuzurechne­n, in der das Tempo langsam und die Atmosphäre dunstig ist. 2013 folgte das Debütalbum, seine aktuellste­r Longplayer, Testing erschien voriges Jahr und präsentier­t einen avancierte­ren Hip-Hop-Entwurf. Großgewach­sen und stilbewuss­t machte Rocky nebenbei auch als Model von sich reden.

Rakim Mayers, der zum A$AP Mob Kollektiv gehört – das Akronym bedeutet Always Strive Always Prosper – war eine Karriere als Rapper quasi in die Wiege gelegt. Seine Mutter benannte ihn nach dem Rapper Rakim, der in den späten 1980ern erfolgreic­h war und heute als lebende Legende gilt. Mayers’ Kindheit war geprägt von Obdachlosi­gkeit. Als er zwölf Jahre alt war, kam sein Vater ins Gefängnis, als 13-Jähriger verlor er seinen älteren Bruder – er wurde erschossen. Rocky, der das Rap-Handwerk vom Bruder gelernt hatte, nahm es auf dessen Tod hin ernster, gleichzeit­ig lebte er vom Drogen-Dealen. Heute hat er das nicht mehr nötig, gehört er doch zu den erfolgreic­hsten amerikanis­chen Rappern.

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US-Rapper A$AP Rocky sitzt nach Schlägerei in Schweden in U-Haft. Foto: AP

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