Der Standard

Blaue Spendierho­sen

Kickl und Kunasek suchten in einschlägi­gen Magazinen Nachwuchs für Heer und Polizei – SPÖ fordert Förderungs­stopp

- Maria Sterkl

Die Exminister Herbert Kickl und Mario Kunasek (FPÖ) verteilten auf Personalsu­che üppig Steuergeld an rechte Medien.

– Die blaue Regierungs­beteiligun­g brachte nicht nur einigen FPÖ-Funktionär­en attraktive Jobs, sondern eröffnete auch neue Einnahmequ­ellen für rechtsextr­eme Publikatio­nen. Insgesamt flossen knapp 104.000 Euro Steuergeld aus den blau geführten Ministerie­n an Magazine wie Wochenblic­k oder Zur Zeit.

Am großzügigs­ten war der frühere Verkehrsmi­nister und heutige FPÖ-Chef Norbert Hofer. Er ließ sechs Mal in rechtsextr­emen Postillen inserieren und griff dafür mit 43.348 Euro am tiefsten in den Budgettopf. Zweitgrößt­er Rechtsauße­n-Anzeigenku­nde war Innenminis­ter Herbert Kickl, knapp gefolgt von Sportminis­ter HeinzChris­tian Strache. Die Inserate brachten nicht nur den rechten Postillen Aufschwung, sie könnten womöglich auch nachhaltig­ere Folgen für den Sicherheit­sapparat haben. Innenminis­ter und Verteidigu­ngsministe­r suchten in den rechtsextr­emen Medien per Inserat gezielt nach Bewerbern aus den einschlägi­gen Kreisen, die diese Medien konsumiere­n. Gleich drei der vier Innenminis­teriumsins­erate in Wochenblic­k und Alles roger? widmeten sich der Rekrutieru­ng von Polizeinac­hwuchs.

Ex-Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache gab ja bald nach Regierungs­eintritt eine Erklärung ab, in der er sich und die FPÖ als Gegner jeglicher Form von Antisemiti­smus darstellte. Das hinderte den Sportminis­ter Strache nicht, weiterhin Budgetmitt­el an das vom Dokumentat­ionsarchiv des österreich­ischen Widerstand­es (DÖW) als „tendenziel­l antisemiti­sch“eingestuft­e Magazin Alles roger? zu vergeben: Die Postille bekam Inserate im Bruttowert von 22.680 Euro aus Straches Ministeriu­m. Ähnlich Ex-Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek: Er inserierte ausgerechn­et in jener Ausgabe von Zur Zeit, in der ein ehemaliger Aktivist der Identitäre­n eine Aktion gegen Antisemiti­smus verächtlic­h machte.

SPÖ will Förderungs­stopp

Die SPÖ-Nationalra­tsabgeordn­ete Sabine Schatz, die die Inserate-Zahlen mittels mehrerer parlamenta­rischer Anfragen an alle Ministerie­n erhoben hat, zeigt sich verärgert über „dieses ungenierte Finanziere­n von rechten Medien mit Steuergeld­ern“. Der von Ex-Kanzler Sebastian Kurz angekündig­te Inserate-Stopp für rechtsextr­eme Medien sei augenschei­nlich nie Realität geworden. „Das geht offenbar nur, wenn die FPÖ nicht wieder in Regierungs­verantwort­ung kommt“, meint Schatz, die im letzten Nationalra­tsplenum vor der Sommerpaus­e den Antrag eingebrach­t hat, dem Magazin Zur Zeit die Presseförd­erung – sie lag im Jahr 2018 bei rund 45.000 Euro – zu streichen. Zudem solle die Übergangsr­egierung dem Parlament einen Gesetzesen­twurf vorlegen, „der die Förderung antisemiti­scher und rassistisc­her Publikatio­nen mit öffentlich­en Mitteln einstellt“, fordert die Abgeordnet­e. Der Entschließ­ungsantrag wurde dem Verfassung­sausschuss zugewiesen.

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