Johnson erntet auch in Wales Kritik für harten Brexit-Kurs
Landwirte bisher zu 80 Prozent von Brüssel abhängig
– Boris Johnson, seit einer Woche britischer Regierungschef, kommt nicht so recht in die Gänge. Zumindest läuft seine Rundreise durchs Vereinigte Königreich nicht nach Wunsch.
Am Montag bekam er in Schottland nicht nur Gegenwind von Ministerpräsidentin Nicola Sturgeon von der Schottischen Nationalpartei (SNP) zu spüren; auch seine Parteifreundin und Regionalchefin der Konservativen, Ruth Davidson, sagte mehr als deutlich, dass sie nicht daran denke, Johnsons riskante Politik eines No-DealBrexits mitzutragen.
Also neuer Versuch gestern, Dienstag, in Wales: Der Premierminister versprach dort, die Landwirte nach dem Brexit besserzustellen. Doch dafür fehlt vielen der Glaube, seine Äußerungen stießen auf scharfe Kritik. Wales ist bisher sehr stark von EU-Fördermitteln abhängig. Nach Angaben von Experten kamen zuletzt rund 80 Prozent der Einkünfte der Bauern im Südwesten der britischen Insel aus Töpfen der Europäischen Union.
Johnson beeindruckte das nicht weiter: „Wenn wir die EU am 31. Oktober verlassen, werden wir die historische Chance haben, neue Maßnahmen zur Unterstützung der Landwirtschaft einzuführen – und wir werden sicherstellen, dass die Bauern einen besseren Deal bekommen.“Wales’ Regierungschef Mark Drakeford (Labour) kritisierte Johnson scharf: „Keine Anerkennung, dass Lebensgrundlagen in Gefahr sind. Keine ernsthaften Antworten. Kein Plan für die Bauern von Wales.“
Kein Kontakt mit EU-Partnern
Und Europa? Das scheint Johnson zurzeit demonstrativ gleichgültig zu sein: Laut Guardian will Johnson erst dann wieder mit EUStaatsund Regierungschefs reden, wenn die EU bereit sei, den noch von seiner Vorgängerin im November 2018 ausgehandelten Brexit-Deal nachzuverhandeln. Eine Sprecherin der Regierung in London wollte den Zeitungsbericht am Dienstag nicht kommentieren. (gian, dpa)
Kopf des Tages Seite 28