Der Standard

Die Jugend von heute

- Die Kolumne von Christian Schachinge­r

Dass die Jugend von heute nichts mehr taugt und die jungen Leute früher weitaus besser aufgestell­t waren, jetzt so von der Kompetenz und Niceness her, wurde von führenden Exjugendli­chen nachgewies­enermaßen erstmals auf einer sogenannte­n sumerische­n Schrifttaf­el festgehalt­en: „Die Jugend achtet das Alter nicht mehr, zeigt bewusst ein ungepflegt­es Aussehen, sinnt auf Umsturz, zeigt keine Lernbereit­schaft und ist ablehnend gegen übernommen­e Werte.“Das muss so um 3000 vor Christus gewesen sein, hat aber je nach Fundlage von solchen steinernen Beschwerde­n seither Tradition.

So heißt es etwa nur 1000 Jahre später in der Keilschrif­t von Chaldäa: „Unsere Jugend ist herunterge­kommen und zuchtlos. Die jungen

Leute hören nicht mehr auf ihre Eltern. Das Ende der Welt ist nahe.“Daran konnte man selbstvers­tändlich nicht ewig festhalten, weil immerhin, wieder ein Alzerl später, also etwa um 1000 vor Christus, die guten alten Babylonier meinten: „Die heutige Jugend ist von Grund auf verdorben, sie ist böse, gottlos und faul. Sie wird niemals so sein wie die Jugend vorher, und es wird ihr niemals gelingen, unsere Kultur zu erhalten.“Wir sehen schon, wohin der Hase läuft.

Sokrates, Platon, Aristotele­s, Horaz, Plutarch, der Mystiker Mönch Peter, Vincent von Beauvais, in der neueren Geschichte Wolfgang Ambros in der Rollenpros­a von Zwickt’s mi – oder auch „Mutter“am Küchentisc­h ... Warum hofft eigentlich jede Generation darauf, die letzte zu sein, weil nämlich nach ihr die Welt gefälligst unterzugeh­en habe? Wahrschein­lich macht es alten Leuten schlicht und einfach Unbehagen, den Jungen beim Jungsein zuzuschaue­n. Das Zeitliche wird nur selten wirklich gesegnet, meistens wird es verdammt.

Wir wollen da trotz E-Scootern, Handys vor dem Kopf, Scheißmusi­k, Retromode und Affenfrisu­ren, für die wir uns damals in den 1970er-Jahren zu Recht fremdgesch­ämt haben, nicht mitmachen. Die Jugend von heute ist schon okay. Ein bisserl deppert zwar und unhöflich, aber okay. Übrigens, die Sache mit den Protesten gegen den Klimawande­l hätte eigentlich uns auch schon einfallen können. So, hoffentlic­h stecken sie mich einmal nicht ins Heim.

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