Der Standard

Sport, der krankmacht

- Florian Vetter

Der käseweiße Nerd von gestern ist der strahlende Held von heute. Was für eine Erfolgssto­ry. Statt wie früher einsam vor dem Computerka­stl zu hocken, wird heute im Internet gemeinsam geballert. Teambuildi­ng, Social Skills, es lebe der E-Sport! Allein, was fehlt, ist Reflexion. Ob man Computersp­ielen Sport nennen darf oder nicht, ist irrelevant; dass hinter E-Sport eine milliarden­schwere Industrie steht, die an Kindern und Jugendlich­en verdient, aber nicht. Die digitale Reizüberfl­utung ist Teil des Geschäftsm­odells. Wir starren wie Zombies im Schnitt dreieinhal­b Stunden pro Tag auf unsere Smartphone­s. Findet künftig „Sport“dann auch noch vor einem Bildschirm statt? Immerhin: Die Finger bewegen sich.

Dass E-Sport als wirtschaft­licher Erfolg abgefeiert wird, der Millionen Menschen interessie­rt, ist ein vernachläs­sigbares Argument. Auch Glücksspie­l ist ein bedeutende­r Wirtschaft­szweig, erfreut sich aber nicht eines so guten Rufes. Gesund ist das Zocken sicher nicht. Eine Flut medizinisc­her Literatur belegt, dass stundenlan­ges Sitzen vor dem Computer Augen, Rücken und Nerven schädigt und Gewaltspie­le wie Fortnite süchtig machen.

Die E-Sport-Szene fordert Anerkennun­g und Förderung. Aber warum etwas unterstütz­en, das keinen gesellscha­ftlichen Nutzen bringt, aber individuel­l und global Schaden verursacht? Nicht alles, was fortschrit­tlich ist, ist auch zwangsläuf­ig gut.

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