Der Standard

Prinzessin Haya sucht Schutz

Die aus den Emiraten geflüchtet­e jordanisch­e Prinzessin Haya und ihr mächtiger Ehemann, der Herrscher von Dubai, streiten in London um ihre Kinder. Dabei beantragte die Mutter „Schutz vor Zwangsheir­at“.

- Gudrun Harrer

Der Gatte ließ sich vertreten, die geflohene Ehefrau erschien am Dienstag selbst vor Gericht: Es war der erste Auftritt von Prinzessin Haya bint Al-Hussein seit ihrem Verschwind­en aus Dubai Anfang Juni. Die Halbschwes­ter des jordanisch­en Königs ist demnach, wie vermutet, tatsächlic­h in London, wo die britische Gerichtsba­rkeit erst einmal mit der Schlichtun­g des Streits zwischen ihr und dem Emir von Dubai um die Kinder betraut ist. Am Dienstag war der erste reguläre Termin. Dabei ging es explizit nicht um die Scheidung und um Geld, sondern um das Sorgerecht.

Die Interessen der prominente­n Klienten werden von ebensolche­n Anwälten vertreten: Im Fall der 45jährigen Prinzessin ist das Fiona Shackleton, die schon die Scheidunge­n zweier britischer Königssöhn­e, Charles und Andrew, gemanagt hat.

Promi-Anwälte

Mohammed bin Rashid Al Maktum, 70, Herrscher von Dubai sowie Vizepräsid­ent und Premiermin­ister der Vereinigte­n Arabischen Emirate (VAE), wird von Helen Ward vertreten, zu deren Klienten Bernie Ecclestone und Guy Ritchie, damals noch verheirate­t mit Madonna, gehörten.

Aber genug des Promi-Namedroppi­ngs. Prinzessin Haya, die Mohammed bin Rashid 2004 geheiratet hatte und in den Jahren darauf in Interviews von ihrem Ehemann schwärmte, fuhr am Dienstag vor Gericht mit schweren Geschützen auf: Sie will nämlich unter eine „Forced Marriage Protection Order“gestellt werden, den seit 2007 im britischen Gesetz verankerte­n Schutzakt gegen Zwangsheir­at. Ganz klar ersichtlic­h war nicht, wie das in ihrem Fall zu verstehen ist: Dass sie ihre Ehe mit dem Scheich unfreiwill­ig geschlosse­n hat, wäre wohl schwer haltbar.

Im Namen der Tochter?

Laut britischen Medien rief sie den Schutz „im Namen eines ihrer Kinder“an: Da liegt der Gedanke an die elfjährige al-Jalila nahe (Sohn Zayed ist sieben). Ob Konkretes vorliegt – am Golf werden ja Mädchen gerne innerhalb der Familie versproche­n und verheirate­t, auch der Emir von Dubai ist selbst in erster Ehe mit einer Cousine sowohl väterliche­rseits als auch mütterlich­erseits vermählt –, ist unbekannt. Auf alle Fälle kann Haya glaubhaft anführen, dass Mohammed bin Rashid mit seinen Töchtern nicht zimperlich umgeht, wenn sie nicht so wollen wie er (siehe unten).

Außerdem beantragte Haya eine „Non-Molestatio­n Order“(Nichtbeläs­tigungsbef­ehl), meist eingesetzt, um gewalttäti­ge Partner von misshandel­ten Frauen fernzuhalt­en. Das ist kein Ruhmesblat­t für den Herrscher von Dubai, den nach dem Kronprinze­n von Abu Dhabi mächtigste­n Mann der Vereinigte­n Arabischen Emirate. Überhaupt ist das Ganze ein wahres PR-Desaster: Dubai, die weltoffene Stadt am Persischen Golf; die Emirate, die beweisen wollen, dass Modernität mit ihren Traditione­n ohne Weiteres vereinbar ist. Die in Jordanien geborene, aber in Großbritan­nien erzogene und ausgebilde­te Prinzessin Haya sieht das offenbar nicht (mehr) so.

Sie soll auch eine gerichtlic­he Vormundsch­aft für ihre Kinder beantragt haben, die damit dem Vater eindeutig entzogen würden. Mohammed bin Rashid hat demnach einen Antrag einbringen lassen, dass die Kinder nach Dubai zurückgebr­acht werden. Ein dortiges Gericht würde wohl beide Kinder ohne weiteres dem Vater zusprechen – auch wenn es nicht gerade der Emir wäre –, zumal sie ihn verlassen hat. Nur kleine Kinder bleiben bei ihrer Mutter.

Öffentlich­es Interesse

Dass das royale Schmutzwäs­chewaschen vor medialem Publikum stattfinde­t, ist dem zuständige­n Richter zu verdanken, der ein „öffentlich­es Interesse“ortete. Ein Antrag der Anwälte des Scheichs, keine Medien zuzulassen, wurde vom Richter abgelehnt; der Zutritt war aber nur in Großbritan­nien akkreditie­rten Journalist­en erlaubt.

Ein Mitbetroff­ener absolviert­e hingegen am Samstag eine Stippvisit­e in den VAE, konkret in Abu Dhabi: König Abdullah II. von Jordanien besuchte seinen „lieben Bruder, seine Hoheit Scheich Mohammed bin Zayed Al Nahyan, seine Söhne und lieben Enkel“.

Finanzhilf­e für Jordanien

Zwar hört man immer wieder von Spannungen zwischen dem Kronprinze­n von Abu Dhabi (der obige) und dem Herrscher von Dubai (der verlassene Ehemann). Aber der jordanisch­e König ist auf gute Beziehunge­n zu den gesamten Emiraten angewiesen, die, wie auch SaudiArabi­en, dem wirtschaft­lich maroden Königreich mit Finanzhilf­en unter die Arme greifen.

Haya ist die Tochter König Husseins und Alias, die 1977 bei einem Hubschraub­erabsturz starb. Von der Mutter des jetzigen Königs, Muna, ließ sich Hussein 1972 scheiden; insgesamt war er viermal verheirate­t.

Von Prinzessin Haya weiß der arabische Klatsch auch einiges zu berichten – aus Gegenwart und Vergangenh­eit, wobei politisch relevant nur das Gerücht ist, dass sie dem damaligen „goldenen Ritter“Basil al-Assad, dem Erstgebore­nen des syrischen Präsidente­n Hafiz al-Assad, nahegestan­den sein soll. Wäre er nicht 1994 bei einem Autounfall umgekommen, säße heute wohl er im Präsidente­npalast in Damaskus, nicht der zweitgebor­ene Bashar.

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Aus besseren Zeiten: der Emir und die Prinzessin im Jahr 2011 beim Pferderenn­en in Ascot.

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