Der Standard

Wien will Gasheizung­en in Klimaschut­zzonen stoppen Strenge Auflagen für Neubauten in speziellen Gebieten geplant

Die Stadt Wien will fossile Energieträ­ger im Neubau eliminiere­n und definiert dafür bestimmte Gebiete, in denen Bauträger ausschließ­lich auf erneuerbar­e Energien zurückgrei­fen müssen.

- Martin Putschögl

Wien – Die Bundeshaup­tstadt Wien will weitere Maßnahmen gegen die Überhitzun­g der Stadt setzen. Vizebürger­meisterin Birgit Hebein (Grüne) plant die Errichtung sogenannte­r Klimaschut­zzonen im gesamten Stadtgebie­t. Die ersten Zonen werden in den Bezirken 2, 3, 7 und 16 entstehen. Alle weiteren Zonen sollen bis Mitte 2020 feststehen.

Bei durchschni­ttlich 10.000 Wohnungen, die pro Jahr in Wien gebaut werden, sollen dank der neuen Maßnahme 8000 davon ölund gasfrei sein. Damit spare man bis 2030 112.000 Tonnen CO2. „Das entspricht 1000 Pkw-Fahrten zum Mond und retour oder 1,5 Millionen Pkw-Fahrten zum Brenner“, sagte Hebein am Mittwoch.

Die rechtliche Basis für die per Verordnung festgelegt­en Zonen wurde mit der jüngsten Bauordnung­snovelle hergestell­t. In diesen Gebieten sollen Öl- oder Gasheizung­en im Neubau künftig untersagt sein. Ölheizunge­n im Neubau hat die Stadt ohnehin bereits verboten. Gas ist aber nach wie vor eine erlaubte Variante. Stattdesse­n sollen Fernwärme, Solarenerg­ie, Biomasse oder Erdwärme zum Zug kommen.

Auch Hebeins Vorgängeri­n Maria Vassilakou wird sich weiterhin dem Klimathema widmen. Wiens Ex-Vizebürger­meisterin wird Teil des Forscherne­tzwerks „Horizon Europe“und soll Vorschläge zum Thema klimaneutr­ale Städte liefern. (red)

Um bis zu 7,6 Grad könnten die sommerlich­en Hitzeperio­den im Jahr 2050 in Wien heißer sein als heute, das berechnete­n Forscher der ETH Zürich und publiziert­en diese dramatisch­en Prognosen erst vor wenigen Wochen (DER STANDARD berichtete). Wiens neue grüne Vizebürger­meisterin Birgit Hebein, amtsführen­de Stadträtin u. a. für Stadtentwi­cklung und Klimaschut­z, will nun mit der Schaffung sogenannte­r Klimaschut­zgebiete gegensteue­rn. Im gesamten Stadtgebie­t sollen solche Gebiete definiert werden. Konkret werden bis Sommer 2020 per Verordnung Energierau­mpläne für alle Bezirke erlassen; die rechtliche Basis für diese Verordnung­en wurde mit der jüngsten Bauordnung­snovelle hergestell­t.

In diesen Gebieten sollen Öloder Gasheizung­en im Neubau

künftig untersagt sein. Was Öl betrifft, ist das keine Schwierigk­eit, denn Ölheizunge­n im Neubau hat die Stadt ohnehin bereits verboten. Gas ist aber nach wie vor eine erlaubte Variante. Die Abkehr davon will die Stadt mit der Forcierung von erneuerbar­en Alternativ­en schmackhaf­t machen. „Heizung, Kühlung und Warmwasser­aufbereitu­ng der neu errichtete­n Gebäude müssen entweder über Erneuerbar­e wie Erdwärme, Solarenerg­ie, Biomasse oder über Fernwärme erfolgen“, erläuterte der Leiter der Energiepla­nung der Stadt Wien (MA 20), Bernd Vogl. Er sprach in einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz mit Hebein und Grünen-Planungssp­recher Peter Kraus am Mittwoch unter anderem auch von günstigere­n Fernwärme-Angeboten für Bauträger.

Die ersten Klimaschut­zgebiete sollen laut Hebein schon demder nächst in den Bezirken zwei, drei, sieben und 16 geschaffen werden. Sie sollen dann unter anderem auch im Online-Stadtplan auf

wien.gv.at ausgewiese­n werden (wo es schon heute übrigens Kataster für Wind-, Erdwärmeun­d Solarpoten­ziale innerhalb des Stadtgebie­ts gibt). Die übrigen Bezirke sollen folgen, und damit auch sehr bald jene, in denen am meisten gebaut wird, wie Floridsdor­f und die Donaustadt. Für diese Bezirke seien mehr Vorbereitu­ngsarbeite­n nötig, erklärte Vogl.

Vorbild Mühlgrundg­asse

Im 22. Bezirk wird aber auch ohne Verordnung bereits an einem Wohnbau gebaut, wie ihn sich Hebein, Kraus und Vogl künftig in den Klimaschut­zgebieten wünschen. In der Mühlgrundg­asse in der Nähe der U2- und S-Bahn-Station Stadlau errichtet gemeinnütz­ige Bauträger Neues Leben gemeinsam mit dem gewerblich­en Bauträger M2 plus Immobilien und nach Plänen von Thaler Thaler Architekte­n eine Wohnanlage mit rund 160 Einheiten, die im Herbst übergeben werden. Die Anlage im Niedrigene­rgiestanda­rd, die auch über großzügige Freiräume und einen gemeinscha­ftlichen Garten verfügt, wird mit Erdwärme geheizt und gekühlt, wobei auch überschüss­iger Windstrom genutzt wird.

Kleinwindk­raftwerke, die direkt an Gebäuden errichtet werden, dürften allerdings in Wien weiterhin nicht genehmigt werden. Solche Kleinanlag­en seien wenig effektiv, sagte Vogl, und es gebe wenige technische Fortschrit­te in diesem Segment. „Wir sagen den Bauträgern: ‚Wenn ihr die Dachfläche dafür frei habt, dann macht lieber Photovolta­ik.‘“

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Mit vier Bezirken wird begonnen, bis Sommer 2020 soll es dann für alle 23 Bezirke durch Verordnung festgelegt­e Klimaschut­zgebiete geben.

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