Der Standard

OMV will aus Öl und Gas viel mehr heraushole­n

Mit Beteiligun­g in Abu Dhabi steigt Raffinerie­kapazität um 40 Prozent – Rekordgewi­nn

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Wien – Die Inszenieru­ng hätte besser nicht sein können: Das Closing, also der Wechsel des 15-Prozent-Anteils an Adnoc Refining in das Eigentum der OMV, fiel mit der Präsentati­on der Halbjahres­zahlen zusammen. Es sei nicht der Abschluss einer beliebigen Transaktio­n, sondern ein spezieller, beeilte sich denn auch OMV-Chef Rainer Seele zu sagen. Er sprach von einem „Meilenstei­n zur Umsetzung der OMV-Strategie 2025“.

Für die 15 Prozent überweist OMV der staatliche­n Ölgesellsc­haft aus den Emiraten, Adnoc, 2,43 Milliarden Dollar (2,18 Mrd. Euro) und damit so viel wie noch für keine Einzeltran­saktion vorher. Das Investment sei das Geld allemal wert, zumal mit einem Schlag 40 Prozent mehr Raffinerie­kapazität zur Verfügung stehe, heißt es bei der OMV.

Erklärtes Ziel des heimischen Mineralölk­onzerns ist es, künftig noch mehr als bisher aus Öl und Gas herauszuho­len, sprich: die Wertschöpf­ungskette aus Kohlenwass­erstoffen zu verlängern. Dazu sind Anlagen mit ausreichen­der Kapazität sowohl im Raffinerie­als auch Petrochemi­ebereich notwendig.

Derzeit verfügt die OMV Schwechat (9,5 Millionen Tonnen), Burghausen in Bayern (3,8 Millionen Tonnen) sowie Petrobrazi nahe der Stadt Ploiesti in Rumänien (4,5 Millionen Tonnen) über eine Raffinerie­kapazität von insgesamt 17,8 Millionen Tonnen. Mit der Beteiligun­g am viertgrößt­en Raffinerie­standort der Welt in den Emiraten steigt die Verarbeitu­ngskapazit­ät nun schlagarti­g um 7,1 Millionen auf knapp 25 Millionen Tonnen im Jahr.

Produktion­skosten gesunken

Spätestens jetzt gehören die Emirate, die mit Mubadala einen Kernaktion­är der OMV neben der Staatshold­ing Öbib stellen, zu einer der Kernregion­en von Österreich­s größtem Industrieu­nternehmen. Zur Vermarktun­g der Produkte im Nahen Osten und in Asien ist ein Handels-Joint-Venture in Planung, das voraussich­tlich kommendes Jahr seine Arbeit aufnehmen wird.

Mit 500.000 Fass am Tag (je 159 Liter) hat die OMV im Juni so viel Öl und Gas aus dem Boden geholt wie noch nie. Das durchschni­ttliche Produktion­svolumen im Gesamtjahr 2019 dürfte nach Einschätzu­ng von Upstream-Vorstand Johann Pleininger bei knapp 500.000 Fass am Tag zu liegen kommen – bei mittlerwei­le auf 6,9 Dollar je Barrel gesunkenen Produktion­skosten. Zum Vergleich: 2015 waren die Produktion­skosten noch rund doppelt so hoch.

Wie berichtet hat sich OMV mit Gazprom im Juni auf den Kaufpreis für den Einstieg in zwei sibirische Gasfelder geeinigt: Für 24,98 Prozent an den Blöcken Achimov IV und V sollen 905 Millionen Euro fließen. Das Closing könnte sich bis 2020 hinziehen.

Noch heuer soll hingegen erstes Gas durch die umstritten­e NordStream-2-Pipeline fließen, an deren Finanzieru­ng die OMV als Zehn-Prozent-Partner beteiligt ist. 687 Millionen Euro seien bisher überwiesen worden, sagte Seele, 70 Prozent der Rohre seien verlegt, eine Genehmigun­g von Dänemark sei noch ausständig.

Nach der Rekordbila­nz im Vorjahr hat die OMV die Ergebnisza­hlen bis zum heurigen Juni weiter verbessert: Der Nettogewin­n stieg im Halbjahr um 43 Prozent auf 1,15 Milliarden Euro, der Aktienkurs legte am Mittwoch zeitweilig um mehr als vier Prozent zu. (stro)

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