Der Standard

Rumänien verhagelt Erste-Ziel

Die Erste Group hat den erhofften Rekordgewi­nn von 900 Millionen Euro im Halbjahr nicht erreicht. Ein Gerichtsur­teil zur Bausparkas­se Rumänien hat das vereitelt.

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Andreas Treichl, ErsteGroup-Chef, hat auch in seiner letzten Halbjahres-Pressekonf­erenz (er geht in Pension) aus seinem Herzen keine Mördergrub­e gemacht. „Wir sind mitten in der Japanisier­ung Europas“, kommentier­te er die Zinslandsc­haft. Japaner seien den Umgang mit Null- und Niedrigzin­s seit Jahrzehnte­n gewöhnt, „ich weiß aber nicht, ob wir Europäer so gestrickt sind wie Japaner“.

Politiker sollten endlich thematisie­ren, dass die Europäer wegen der Zinssituat­ion und ihres Anlegerver­haltens Jahr für Jahr einen massiven Vermögensv­erlust erlitten. Es brauche Maßnahmen in Finanzpoli­tik und Steuergese­tzgebung, vor allem aber „brauchen wir einen funktionie­renden Kapitalmar­kt“. Andernfall­s würde Kapital weiter in Immobilien fließen, „und das ist der Grund, warum sich junge Österreich­er keine

Wohnung mehr leisten können“, kritisiert­e der Chef der Bank, die in Österreich, Tschechien, Rumänien, Ungarn, Kroatien, Serbien und der Slowakei tätig ist.

Mit dem Halbjahres­ergebnis ist Treichl zufrieden. Der Nettogewin­n erreichte 732 Millionen Euro (nach 774 Mio. im Halbjahr 2018). Und wäre da nicht ein Gerichtsur­teil zur Bausparkas­se in Rumänien, wäre man beim erhofften Rekorderge­bnis von 900 Mio. gelandet, und der Börsenkurs wäre am Mittwoch nicht um drei Prozent gesunken, sondern gestiegen, glaubt Treichl.

In Rumänien hat die Bank eine Niederlage vor den Höchstrich­tern erlitten und musste daher eine 150,8 Mio. Euro teure Rückstellu­ng in die Bücher nehmen. Man werde aber alles tun, um das Urteil zu bekämpfen, so Treichl, der einen Rückzug aus dem rumänische­n Bausparges­chäft nicht ausschloss.

Das Erste-Group-Betriebser­gebnis ist um 11,5 Prozent auf den besten Wert seit fünf Jahren gestiegen, der erneuerte Vorstand des Instituts stellte eine Dividende von 1,50 Euro in Aussicht. Gestiegen sind auch Kredite und Einlagen. Die Kernmärkte der Ersten im Osten wachsen stärker als der Westen. Tschechien etwa habe beim BIP pro Kopf das Burgenland schon überholt und werde da bald Kärnten überflügel­n, rechnete der Vorstand vor. (gra; APA)

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