Einfach abhauen: „Einen Jux will er sich machen“bei den Festspielen Stockerau
D as Leben eines Kommis kann eintönig sein. Was ist ein Kommis überhaupt? Ein kaufmännischer Angestellter, der dermaleinst zu Nestroys Zeiten im Kontor (=Büro) die Rechnungsbücher schrieb. Da es Schreibmaschinen erst ab 1894 gab, war an so einem Zwölfstundentag viel zu tun. Dass so ein Kommis aus der Eintönigkeit seiner Zahlen- und Buchstabenwelt einmal ausbrechen will, ist allzu verständlich. Johann Nepomuk Nestroy hat darüber ein Stück geschrieben. In
Einen Jux will er sich machen überredet der Gewürzkrämer-Kommis Weinberl den Lehrling Christoph dazu, während der Abwesenheit des Chefs einen Tag blauzumachen und in die schöne Stadt zu fahren.
Bei den Festspielen Stockerau heißt die Weinberl’sche Sehnsuchtsstadt natürlich: Stockerau. Hierher verschlägt es die zwei ausgebüchsten Herren. Und sie erleben „3 Schrocken, 5 Verlegenheiten und 7 Todesängste“. Denn wie es der Teufel will, weilt ausgerechnet auch der eigene Chef, Herr Zangler, in der Stadt, welcher seiner zukünftigen Ehefrau einen Besuch abstattet. Weiters machen Weinberl und Christoph Bekanntschaft mit Madame Knorr, der Frau von Fischer, Marie mit ihrem Liebhaber August Sonders sowie dem Hausdiener Melchior. Der sprechenden Namen aber noch nicht genug, findet der Showdown bei Fräulein Blumenblatt statt.
Christian Spatzek, neuer Intendant der Festspiele Stockerau, hat die Posse nicht nur unter Aufbietung diverser Kostümfundus-Trouvaillen inszeniert, er spielt auch die Hauptrolle des Weinberl. Premiere ist morgen, Freitag, Open Air am Dr. Karl-Renner-Platz (bei Schlechtwetter im Veranstaltungszentrum). Für BesucherInnen aus Wien empfiehlt sich die Anreise per Bahn (mit großzügigen Verbindungen der ÖBB). (afze) 2.–25. 8.