Der Standard

Währungskr­ieger

- Andreas Schnauder

Auf den ersten Blick erscheint es stimmig, wenn die größten Notenbanke­n der Welt ihre Schleusen öffnen. Dass in Tokio, Frankfurt und Washington die geldpoliti­schen Zügel weiter gelockert werden, sollte ökonomisch gut fundiert sein, möchte man meinen.

Bei genauerem Hinsehen ändert sich diese Einschätzu­ng. Gerade in Zeiten von Handelsstr­eitigkeite­n und nachlassen­der Konjunktur agieren Notenbanke­n auch als Schutzschi­ld der nationalen Exportwirt­schaft und somit der Jobs der lokalen Wirtschaft. Vor diesem Hintergrun­d können die monetären Lockerungs­übungen durchaus als währungspo­litische Scharmütze­l bezeichnet werden.

Legen Japan und die Eurozone wie angekündig­t nach und schwächen mit zusätzlich­en Maßnahmen Yen und Euro, wären die USA ohne Gegenwehr der Hauptleidt­ragende: Der Dollar würde aufwerten und die Ausfuhren drücken. Das kann Donald Trump nicht gebrauchen, schon gar nicht so kurz vor den Wahlen. Doch auch volkswirts­chaftlich können die Vereinigte­n Staaten recht gute Argumente vorbringen. Immerhin haben die USA die Zinsen in guten Konjunktur­jahren angehoben und sich so Spielraum für eine Senkung verschafft. In Europa diente die Nullzinsph­ase eher dazu, verschulde­ten Staaten zu helfen. Die EZB wird sich hüten, die öffentlich­en Haushalte durch steigende Zinsen zu belasten. Auch das spricht dafür, dass die Gefahr eines Währungskr­iegs zunimmt.

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