„Gibt nun einen viel größeren Markt in Afrika“
Die größte Freihandelszone der Welt soll Afrika in das Industriezeitalter katapultieren. Auf dem Kontinent fallen fast alle Zölle. Die Erwartungen sind enorm. Aber was bringt der Pakt wirklich? Der Ökonom Augustin Fosu ordnet ein.
Mehr als eine Milliarde Afrikanerinnen und Afrikaner sind seit einigen Wochen Teil von AfCFTA, des African Continental Free Trade Agreement, der gemessen an der Bevölkerung größten Freihandelszone der Welt. Auf 90 Prozent der Güter fallen die Zölle, für Unternehmer die Reisebeschränkungen. 54 von 55 Ländern des Kontinents sind dabei, Ausnahme ist das autoritäre Eritrea. AfCFTA wird helfen, sagt Ökonom Augustin Fosu, kann aber nur der Anfang sein.
STANDARD: Was bringt AfCFTA?
Der Handel zwischen afrikanischen Ländern wird stark zunehmen. Das ist der Sinn des Ganzen. Von einem extrem niedrigen Niveau zu einem vernünftigeren.
STANDARD: Nur 16 Prozent der afrikanischen Exporte gehen nach Afrika, in der EU gehen 69 Prozent in andere EU-Länder. Woran liegt das?
Das hat zwei zentrale Gründe. Der erste ist die Infrastruktur. Es ist sehr teuer, Güter innerhalb Afrikas zu transportieren. Die Straßen sind nicht gut. Meist ist es viel billiger, von der EU nach Afrika zu reisen als von einem afrikanischen Land in ein anderes. Der zweite Grund ist, dass die meisten afrikanischen Länder Rohstoffe und Mineralien produzieren, die Afrikaner nicht importieren wollen. STANDARD: AfCFTA ändert das? übertreiben, es ist ein Anfang. Es könnte die Chance sein, um die Effizienz der eigenen Industrie zu erhöhen.
STANDARD: Südafrika, Botswana oder Mauritius haben Industrie, andere Länder bestehen großteils aus Subsistenzbauern. Wie passt das alles in einen Handelspakt?
Das ist ein wichtiger Punkt und war schon immer ein Problem bei Handelsverträgen. Es müssen Mechanismen gefunden werden, um zu kompensieren. Es braucht Transfers, Hilfe bei der Infrastruktur und der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Das ist potenziell ein sehr großes Problem.
STANDARD: Ist Freihandel wirklich ein sinnvolles Konzept für teilweise extrem arme Länder? und ihn zu einem Großteil sogar ganz verboten. Ob das bei der Welthandelsorganisation durchgeht, ist aber noch unklar. Mauritius hatte hohe Zölle und unter dem Cotonou-Abkommen freien Zugang zu EU-Märkten. Das hat der Industrie sehr geholfen.
STANDARD: Warum spielen afrikanische Länder nicht am Welthandel mit so wie asiatische?
Da kommen wir wieder zu den Transportkosten. Die machen es schwierig mitzuspielen. Das ist, wo AfCFTA relevant wird. Es gibt nun einen viel größeren Markt in Afrika. Auch wenn man nicht für den Weltmarkt produziert, hat man Zugang zu einem größeren Markt in Afrika, in dem der Wettbewerb nicht ganz so hart ist.
STANDARD: Äthiopien oder Ruanda haben ziemliche Erfolge mit ihrer Industrie. Ist das nachhaltig?
Ich hoffe. Für eine Eisenbahnstrecke nach Dschibuti, zum Hafen, ging Äthiopien das Geld aus. Das Land kämpft auch gerade mit politischen Konflikten. Ich hoffe, die bremsen die Wirtschaft nicht. Das Urteil steht noch aus.