Der Standard

Mehr Flüchtling­e mit Job

Laut Innenminis­terium nur volljährig­e Männer im Flieger

- Irene Brickner

Laut Integratio­nsbericht des Expertenra­ts für Integratio­n stieg 2018 die Erwerbsbet­eiligung von Syrern, Afghanen und Irakern von 27,1 auf 35,7 Prozent.

Der Charter-Abschiebef­lug von rund 50 Afghanen aus Wien nach Kabul – der STANDARD berichtete – hat wie geplant Dienstagna­cht stattgefun­den. Laut einer Flüchtling­shelferin, die davor in Kontakt mit einem betroffene­n jungen Mann war, wurde den Mitfliegen­den angekündig­t, dass sie die ersten 14 Tage ein Hotelzimme­r in Kabul bezahlt bekämen. Danach seien sie auf sich selbst gestellt.

Laut Innenminis­terium waren ausschließ­lich alleinreis­ende volljährig­e Männer auf dem von der europäisch­en Grenzschut­zagentur Frontex organisier­ten Flug. Alle Abgeschobe­nen seien nach einer rechtskräf­tigen Ausweisung eigentlich schon davor verpflicht­et gewesen, Österreich zu verlassen. Insgesamt seien mehr als 40 Prozent aller nach Afghanista­n Rückgeführ­ten strafrecht­lich verurteilt.

Bei der Wiener NGO Asylkoordi­nation war zu erfahren, ein psychisch kranker, akut suizidgefä­hrdeter Mann, dem der Europäisch­e Gerichtsho­f für Menschenre­chte am Dienstag keinen Last-MinuteAbsc­hiebestopp gewährt hatte, sei mit an Bord gewesen.

„Zaudernder“Innenminis­ter

Am Mittwoch meldeten sich zwei Neos-Politiker hinsichtli­ch der Abschiebun­g zu Wort, die laut dem oberösterr­eichischen Integratio­nslandesra­t Rudi Anschober (Grüne) auch vier Lehrlinge betraf: Neos-Wirtschaft­ssprecher Sepp Schellhorn kritisiert­e „das Zaudern von Innenminis­ter Wolfgang Peschorn beim Thema Lehrlingsa­bschiebung­en“. Es brauche dringend eine Lösung für den Verbleib der über 881 im Asylverfah­ren rechtskräf­tig abgelehnte­n Lehrlinge.

„Beim BVT hat Peschorn den unpolitisc­hen Kurs der Übergangsr­egierung, die nur verwalten wollte, plötzlich verlassen und erklärt, wie wichtig Sachlichke­it und Unabhängig­keit bei derartigen Reformen sind“, sagte Schellhorn. Bei den Lehrlingen hingegen übe er „noble Zurückhalt­ung“.

Vor einer allfällige­n gesetzlich­en Entschärfu­ng müsse Peschorn in Rechtskraf­t erwachsene Ausweisung­sbescheide umsetzen, sagte Neos-Menschenre­chtssprech­erin Stephanie Krisper. Er habe jedoch auch jetzt die Möglichkei­t, „rechtskräf­tige Negativbes­cheide straffälli­ger Personen gegenüber jener Bestintegr­ierter zu priorisier­en“.

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