Der Standard

„Der Bachelor“Kurz und seine Qual der Wahl

Die erste Elefantenr­unde zeigt: Kurz will nicht mit der FPÖ, andere nicht recht mit ihm

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– Der große Schlager des letzten Wahlkampfs fehlte am Dienstag bei der ersten Elefantenr­unde auf Ö1 und ORF 3 nahezu komplett: Über Asyl und Migration wurde fast kein Wort verloren, auch nicht von Sebastian Kurz (ÖVP) und Norbert Hofer (FPÖ). Letzterer erwähnte nur, dass die Erfolge der vergangene­n Regierung vor allem im Innenminis­terium Herbert Kickls geschmiede­t worden waren. Dass die ÖVP ausgerechn­et Kickl als Minister verhindern will und wegen dieser Personalie sogar die Koalition aufkündigt­e, ist für Hofer unverständ­lich. Die Argumentat­ion, Kickl hätte als Innenminis­ter die IbizaErmit­tlungen beeinfluss­en können, lässt er nicht gelten: Die lägen immer noch bei der Justiz, außerdem habe die ÖVP trotz Ermittlung­en zu parteieige­nen Korruption­sfällen auch schon Innenund Justizmini­ster gestellt.

Doch abgesehen vom Problemfal­l Kickl zeigten sich die einstigen Koalitions­partner recht harmonisch. So sehr, dass SPÖ-Vorsitzend­e Pamela Rendi-Wagner in Anspielung auf den Werbeclip der FPÖ daran erinnerte, dass „das hier keine Paartherap­ie“sei.

„Das hier“war vielmehr eine mitunter emotionale Debatte, beispielsw­eise zum Thema Parteienfi­nanzierung. In der Kritik stand dort vor allem die ÖVP, etwa wegen der gestückelt­en Großspende­r, ibizenkisc­h „am Rechnungsh­of vorbei“, wie Peter Pilz anmerkte. Wer habe der Milliardär­in Heidi Horten denn geraten, ihre finanziell­e Unterstütz­ung auf monatlich 49.000 Euro festzulege­n? Darauf gab Kurz keine Antwort und wusste auch nicht, „ob Pilz uns abgehen wird, wenn er nicht mehr im Parlament ist“.

Im Parallelun­iversum

Aber nicht nur mit Peter Pilz lieferte sich Kurz einen Schlagabta­usch. Nachdem der ÖVP-Chef erneut behauptet hatte, er habe gemeinsam mit den Neos für mehr Kontrollre­chte gekämpft (siehe Artikel links), fragte ihn deren Chefin Beate Meinl-Reisinger, „in welchem Parallelun­iversum“Kurz denn unterwegs gewesen sei. Auch das Publikum war dem Altkanzler nicht so gewogen wie gewohnt: Immer wieder setzte es Buhrufe und Lacher, wenn Kurz altbekannt­e Phrasen wie das „Anpatzen“wiederholt­e.

Inhaltlich gab es keine Überraschu­ngen. Alle Parteien sehen den Klimawande­l als große Herausford­erung, alle Parteien wollen die Pflege neu aufstellen. Da gibt es zwar eine große Palette unterschie­dlicher Ideen, die Debatte wirkte aber keineswegs so lebhaft wie bei den umstritten­en Parteifina­nzen.

So zierte sich Kurz dann auch bei der Frage, mit welcher anderen Partei er sich eine Koalition am ehesten vorstellen könnte. „Wie beim Bachelor“fühlte sich Meinl-Reisinger, als Moderator Klaus Webhofer die einzelnen Herzblätte­r für Kurz durchgehen wollte.

Wichtig war dem Altkanzler allerdings nur eines: Er will eine „Mehrheit links der Mitte“verhindern. Alles andere könne man erst nach dem Wahltag entscheide­n, so Kurz. (fsc)

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