Der Standard

Der Neos-Musterschü­ler

Der 24-jährige Yannick Shetty will in den Nationalra­t, Aufmüpfigk­eit steht dabei nicht auf dem Programm

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Es gibt ein paar Klischees über die Jungen der Neos: privilegie­rt, studieren Jus oder Wirtschaft, karrierebe­tont und leistungso­rientiert. Yannick Shetty, Sohn eines Inders und einer Österreich­erin mit koreanisch­en Wurzeln, sitzt auf dem dritten Platz der Wiener Landeslist­e der Pinken und vielleicht bald im Nationalra­t. Einige dieser Gemeinplät­ze erfüllt er, von anderen versucht er, sich zu distanzier­en. Shetty ist Jus-Student. Bei seinen bisherigen politische­n Stationen war er nach eigenen Angaben „immer der Jüngste“. Nur die Sonnenseit­e des Lebens zu kennen weist er zurück.

Davon, dass Shetty bis zur Matura in Tirol zu Hause war, hört man nichts. Den Dialekt abgelegt, hat er sich in Wien schnell assimilier­t. Bereits 2013 findet er zu den Neos – motiviert durch Parteigrün­der Strolz. Von ihm fühlte

sich der damals 18-Jährige endlich ernstgenom­men. Im selben Jahr noch koordinier­t er den Nationalra­tswahlkamp­f in Tirol.

Karriere im Eilschritt

An Erfahrung mangelt es dem 24-Jährigen also nicht. In Wien angekommen, holt ihn Claudia Gamon in den Bundesvors­tand der liberalen Jugendorga­nisation Junos. Zeitgleich baut Shetty in der Wiener Josefstadt Parteistru­kturen auf. Seit vier Jahren ist er dort Bezirksrat, 2017 wird er auch Spitzenkan­didat bei den ÖH-Wahlen.

Dass die Partei noch in den Kinderschu­hen steckte, spielt ihm in die Karten. Man war froh über jeden, der beim Aufbau anpackte. „Ich war aber durchaus sehr eigeniniti­ativ unterwegs“, betont Shetty. Wenn einem die politische Karriere kein Anliegen ist, wird man Mitte 20 nicht Abgeordnet­er.

Als sich die rot-schwarze Koalition 2017 für Studiengeb­ühren ausspricht und die Junos vor dem Juridicum feiern, kontern Gegner mit „Scheiß Akademiker­kinder!“. Shetty versteht den Vorwurf nicht. Seine Mutter war jahrelang alleinerzi­ehend. Ihm – und vielen anderen bei den Neos – sei nichts in die Wiege gelegt worden. Die Zivildiens­tstelle hat er außerhalb des Gürtels gewählt, weil er dort während des Studiums „wahrschein­lich weniger Zeit verbringen wird“. Mit manchen Bekanntsch­aften stehe er noch immer in Kontakt. Shetty ist bemüht, gegen die Klischees zu arbeiten. Er möchte nicht den Eindruck hinterlass­en, abgehoben zu sein.

Auch wenn Shetty sich vorgenomme­n hatte, zuerst sein Studium zu beenden, fiel das Ja zur Kandidatur schnell. Analogien zum Ex-Bundeskanz­ler solle man aber nicht ziehen. „Wenn Sebastian Kurz nicht mehr in der Politik ist, wird er irgendwo unterkomme­n.“Bei der Kleinparte­i Neos könne man sich nicht von der Politik abhängig machen. „Das will ich natürlich auch nicht“, ergänzt Shetty – nur nichts Unüberlegt­es. Auch wenn er vom Zivildiens­t schwärmt, betont er, dass die Neos gegen eine Verpflicht­ung sind. Dabei sieht er die Parteijuge­nd durchaus als kritische Stimme. Aufmüpfigk­eit will er jedoch nicht – „wie bestimmte andere Parteien“– zum Programm machen. Zum Polit-Ausgleich hat der 24-Jährige das Wandern für sich entdeckt. „Die Berge geben mir Kraft“, schwärmt er. Wie war das mit den Politikerk­lischees?

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Shetty ist kein Polit-Neuling.

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