Warum Surfer durchgefüttert werden sollten
Sozialfall-Hippies, die es einst in erheblicher Zahl nach Hawaii gezogen hat, haben vor Ort für heftige Diskussionen gesorgt. Der belgische Philosoph und Ökonom Philippe Van Parijs nimmt sie zum Anlassfall für ein Plädoyer für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Die Idee, manche bestehende Sozialleistungen durch eine solche Zuwendung zu ersetzen, sei alt, so Van Parijs und streift sachkundig und unterhaltsam durch den Diskurs in der jüngeren Geschichte in Europa. Sein Schluss ist klar und gut argumentiert: „Es ist gerecht und gerechtfertigt, dass Sozialfall-Hippies und Malibu-Surfer über Wasser gehalten werden.“
Philip Kovce und Birger P. Priddat forschen beide an der Universität Witten/ Herdecke. Der eine ist für ein bedingungsloses Grundeinkommen, der andere dagegen. In Sachen Erkundungen zum Thema haben sie sich zusammengetan, um zu sammeln, was es dazu zu sagen gibt und was Altvordere wie Milton Friedman, John Maynard Keynes oder Hannah Arendt, um nur einige zu nennen, dazu beitragen können.
Es ist mehr, als die meisten Befürworter oder Gegner in ihren Begründungen und Diskussionen aufs Tapet legen. Die Betrachtungen sind ökonomischer, philosophischer oder historischer Natur und erweitern den Horizont in jeder Hinsicht.
Den Herausgebern geht es um die Ordnung des Diskurses. Wer einen aktuellen Querschnitt erwartet, wird enttäuscht, dafür aber mit einem historischen Längsschnitt der Debatte überrascht. Drei Hauptgründe dafür, drei dagegen machen die Forscher aus und legen sie auf die Waagschale – beides wohlbegründet. Denn wie Grundeinkommensgegner Birger P. Priddat zu Recht erklärt: Dem Bedürfnis nach Empirie sei schwer nachzukommen. „Wenn man wissen will, ob und wie ein Grundeinkommen die Gesellschaft verändert, muss man es einführen“, zitiert er den Wiener Soziologen Georg Vobruba. Regina Bruckner Philip Kovce, Birger P. Priddat (Hg.),
„Bedingungsloses Grundeinkommen, Grundlagentexte“. € 26,80 / 514 Seiten. Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft, Berlin 2019