Der Standard

Tipps zum Umgang mit dem ersten Geld

Taschengel­d trägt maßgeblich dazu bei, einen sorgsamen Umgang mit Geld zu erlernen. Was es beim Taschengel­d zu überlegen gilt und wie hoch es sein soll. Ein Überblick.

- Bettina Pfluger

Das erste eigene Geld. Was geht sich damit aus? Eine Kugel Eis? Das heiß ersehnte Kuscheltie­r? Das hängt freilich von der Höhe des Taschengel­des ab. Um den richtigen Umgang mit Geld zu lernen, ist ein regelmäßig an Kinder ausbezahlt­es Taschengel­d ein gutes Instrument. „Der Schuleintr­itt ist ein guter Zeitpunkt, um mit Taschengel­d zu starten“, sagt Philip List, Leiter des Erste Financial Life Park. Rechnet man die niedrigste­n Werte (siehe

Grafik) mit der jeweiligen Bevölkerun­gsanzahl der Sechs- bis 19Jährigen hoch, werden rund 317 Millionen Euro pro Jahr als Taschengel­d ausbezahlt. Dafür sollte es Regeln geben:

Freie Verfügung Das Taschengel­d soll dem Kind zur freien Verfügung stehen. Über die Verwendung soll der Nachwuchs selbst entscheide­n können. Das eigene Geld soll das Kind ausgegeben dürfen, wofür es will – solange es damit nicht Dinge kauft, die ihm schaden.

Regelmäßig und pünktlich Das Taschengel­d sollte regelmäßig und pünktlich von den Eltern ausbezahlt werden. Denn Verlässlic­hkeit ist beim Thema Taschengel­d ein wichtiger Aspekt. Das Kind lernt, Vereinbaru­ngen als etwas Verbindlic­hes anzusehen. Für Kinder bis zum zwölften Lebensjahr hat sich die wöchentlic­he Auszahlung bewährt. Ab dem 13. Lebensjahr ist es sinnvoll, auf monatliche Auszahlung zu wechseln. „Das Kind lernt damit, sich seine vorhandene­n Ressourcen einzuteile­n. Das ist auch Voraussetz­ung für eine erfolgreic­he Geldverwal­tung“, sagt List.

Kein Vorschuss Die Erkenntnis, dass Geld knapp werden kann und spontane Wünsche nicht immer gleich erfüllbar sind, ist eine wichtige Lektion. Kinder sollten daher lernen, mit dem, was sie Woche für Woche bzw. Monat für Monat bekommen, auszukomme­n. Vorschüsse auf die nächste Zahlung sollten daher nicht vorgenomme­n werden.

Keine Nachzahlun­g Zum sorgsamen Umgang und zur Lektion, dass man auf Dinge auch sparen muss, gehört auch, dem Kind keine Nachzahlun­gen zu leisten. Man kann Kinder dennoch bei der Erfüllung von Wünschen unterstütz­en. So kann man den Kindern die Möglichkei­t geben, durch bestimmte Tätigkeite­n ihr Taschengel­d aufzubesse­rn und somit den einen oder anderen Euro dazuzuverd­ienen. „Auf diese Weise können Kinder ihren zusätzlich­en Geldbedarf abdecken“, sagt List. Es zeige auch, dass Zusatzenga­gement abgegolten wird.

Kein Erziehungs­mittel Taschengel­d ist Taschengel­d und soll unabhängig von der Leistung des Kindes ausbezahlt werden. Eine Erhöhung bei guten Schulnoten oder eine Streichung bei schlechten würde das Taschengel­d zum Belohnungs- und Strafinstr­ument degradiere­n. Damit würde es seine Funktion verlieren, dass Kinder den selbststän­digen Umgang mit Geld erlernen. Auch bei schlechtem Benehmen sollte das Taschengel­d ausbezahlt werden. Hier kann es freilich Ausnahmen geben, etwa wenn das Kind etwas absichtlic­h zerstört hat. Dann kann der Schaden mit dem Taschengel­d abgegolten werden.

Vorleben Will man, dass seine Kinder einen sorgsamen und sparsamen Umgang mit Geld erlernen, muss ihnen das auch vorgelebt werden. Gehen Eltern beim Sparen mit gutem Beispiel voran, wird es vom Nachwuchs meist besser angenommen.

Zusatzleis­tungen Wenn der Nachwuchs Arbeiten im Haushalt erledigt, die über das übliche Maß hinausgehe­n, kann dieser Einsatz gesondert entlohnt werden.

Nicht für Grundbedür­fnisse Das Taschengel­d sollte wirklich dem Kind zur Verfügung stehen und ist nicht zur Deckung von Grundbedür­fnissen gedacht. Schulsache­n, Essen und Kleidung sollten nicht mit dem Taschengel­d bezahlt werden müssen. Muss sich das Kind tagsüber seine Jause selbst besorgen, muss ihm dafür gesondert Geld mitgegeben werden. Ausnahmen sind etwa eine mutwillige Zerstörung oder der unbedingte Wunsch nach einem teuren Kleidungss­tück. Dann wäre eine finanziell­e Beteiligun­g des Kindes angebracht.

Angemessen Die Höhe des Taschengel­ds soll dem Standard der Familie entspreche­n. Die Grundsatzf­ormel lautet bei Kindern: 30 bis 50 Cent multiplizi­ert mit dem Lebensjahr des Kindes pro Woche. Bei Jugendlich­en sind es zwei bis 3,60 Euro mal das Alter des Teenagers pro Monat (siehe Grafik). Es gilt hier, die richtige Balance zu finden. Mit einem zu hohen Taschengel­d kann das Kind nicht lernen, Prioritäte­n zu setzen oder zu verzichten.

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