Der Standard

Überschrei­tung der Wahlkampfk­osten

Dokumente zeigen kreative Buchhaltun­g, ÖVP zweifelt an Echtheit

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Am Montag veröffentl­ichte der Falter Dokumente, die nahelegen, dass die ÖVP 2019 erneut die gesetzlich festgelegt­e Ausgabengr­enze für ihr Wahlkampfb­udget überschrei­tet. Festgemach­t wird das an internen Dokumenten, die der Wochenzeit­ung vorliegen. Sie zeigen, dass für den aktuellen Wahlkampf intern fast neun Millionen Euro veranschla­gt wurden, während die offizielle­n Kosten – unter der gesetzlich­en Obergrenze – bei 6,3 Millionen Euro liegen.

Möglich gemacht werde das unter anderem dadurch, dass Rechnungen kurz vor dem Stichtag, ab dem Ausgaben in die Wahlkampfk­osten eingerechn­et werden müssen, gelegt worden sind. Konkret handle es sich dabei um Kosten im Umfang von 920.000 Euro, etwa des „Campaignin­g Bureau“des Kurz-Vertrauten Philipp Maderthane­r, der auch schon einen großen Teil des Wahlkampfs 2017 verantwort­ete.

Die Informatio­nen entnahm der Falter einem Dokument, das aus zwei Spalten besteht. Die erste zeigt in der Summe den Soll-Betrag des Wahlkampfs, der unter der Kostengren­ze liegt. Die zweite beinhaltet zusätzlich­e – vermutlich wahlkampfr­elevante – Positionen, die die ÖVP nicht in die

Wahlkampfk­osten miteinbere­chnet. Addiert man auch diese zu den Wahlkampfk­osten, würde das eine Überschrei­tung bedeuten. Unter ihnen sind zum Beispiel die „Bergauf“-Tour von ÖVP-Chef Kurz, Werbegesch­enke, die Produktion von Image-Videos und zusätzlich­e Mitarbeite­rkosten gelistet. Erstellt wurde die Datei laut Falter zwei Wochen nach dem Erscheinen des Ibiza-Videos.

Klage eingelangt

Nach der Veröffentl­ichung der Recherchen kündigte die Volksparte­i am Tag darauf an, rechtliche Schritte gegen den Falter einzuleite­n. ÖVP-Generalsek­retär Karl Nehammer legte in einer Aussendung nahe, dass es sich um „verfälscht­e oder gefälschte Unterlagen“handle. Der Bericht des Falter entspreche jedenfalls nicht der Wahrheit. Was konkret nicht stimmen sollte, dazu wollte sich die Volksparte­i allerdings nicht äußern.

Bereits 2017 hat das türkise Wahlkampft­eam zu viel ausgegeben. Insgesamt fast doppelt so viel wie erlaubt. Noch bei der Präsentati­on der Wahlplakat­e der Volksparte­i vergangene­n Mittwoch betonte Nehammer, dass man die Kostenober­grenze nicht überschrei­ten werde. (wif)

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