Cyberkriminalität wird österreichweit zum Problem
Das Bundeskriminalamt warnt vor einem massiven Anstieg an Internetdelikten
Erst am Montag warnte das Bundeskriminalamt (BK) in einem kurzfristig anberaumten Hintergrundgespräch vor steigender Internetkriminalität. Erste Daten der Kriminalitätsstatistik von Jänner bis Juni 2019 zeigen: Sie steigt heuer schneller als gewohnt. Im ganzen Jahr 2018 wurden knapp 20.000 Delikte angezeigt, allein bis Juni 2019 waren es über 130.000. Weil Kriminalität im Internet ein weiter Begriff ist, wird sie in drei Kategorien unterteilt: Cybercrime im engeren Sinne, Internetbetrug und sonstige Internetkriminalität.
Hackingattacken im großen Stil – egal ob wie zuletzt bei der Bücherei Wien, bei Banken, Unternehmen oder, wie im Fall Sebastian Kurz, bei Parteizentralen – fallen innerhalb der Statistik in die Kategorie Cybercrime im engeren Sinne. Sie werden, so formulierte es Franz Lang, BK-Chef und interimistisch auch Generaldirektor
für öffentliche Sicherheit, von „kriminellen Diplomingeneuren“ausgeführt und können massiven Schaden anrichten.
Und: Sie werden häufiger. Das BK betont, dass die frisch veröffentlichten Daten reine Rohdaten seien. Doch hält sich der Trend, wird die Zahl der Delikte im Bereich Cyberkriminalität im engeren Sinne um mehr als 60 Prozent höher sein als im Vorjahr. Im Vergleichszeitraum 2018 gab es 3070 Anzeigen, heuer waren es schon 2315. Damit ist die Anzahl jetzt schon höher als jede Ganzjahreszahl bis 2015. Noch vor zehn Jahren wurden übrigens im ganzen Jahr nur 345 derartige Delikte angezeigt.
Was Cybercrime sein kann
Einerseits geht es bei Cybercrime im engeren Sinne um Datengewinn – also darum, durch ein Datenleck personenbezogene Daten zu stehlen. So oder anders gewonnene Daten werden, so das BK, im Anschluss meistens im Darknet verkauft, damit ist es ein Leichtes, auf ein fremdes System zuzugreifen. In den Jahren 2018 und 2019 gab es eine „große Anzahl“von Datenlecks, so das BK, „massenhaft“Daten seien so in Umlauf gekommen, die widerrechtlichen Zugriffen durch eben diese Daten stiegen „massiv“an.
Andererseits umfasst Cybercrime im engeren Sinn aber auch Angriffe auf einzelne Daten oder auf ganze Computersysteme unter der Ausnutzung von Informationsund Kommunikationstechnik. Wurde erst einmal widerrechtlich auf ein System zugegriffen, können Daten mithilfe eines Schadcodes beschädigt oder verschlüsselt und sogar ganze Systeme vom Internet abgeschnitten werden.
Sogenannte Ransomware – Schadsoftware, die unbemerkt auf den Rechner gelangt – würde derzeit verstärkt auftreten, warnte das BK. Im Normalfall gehe es bei solchen Delikten aber um Lösegeldforderungen: Wer zahlt, ist wieder Herr seines Systems. Noch am Montag riet das BK, Ruhe zu bewahren und sich nach einem passenden Entschlüsselungscode zu erkundigen, bevor gezahlt werde. Doch das Problem sei, dass ständig eine neue Generation von Malware, also virtuellen Bedrohungen, im Umlauf sei. Institutionen wie Interpol und Europol kämpfen damit, immer neu gegen sie arbeiten zu müssen. Kaum hat man eine Gegenwaffe, ist ein neuer Code im Umlauf.
Für den Anstieg an internetkriminellen Delikten generell ist jedoch vor allem der zunehmende Internetbetrug verantwortlich. Mit über 8000 Anzeigen im ersten Halbjahr 2019 gab es 2000 mehr als im Vergleichzeitraum im Vorjahr. Dieser umfasst Delikte, für die zu begehen man kein ITler sein muss. Etwa, falsche Gewinnversprechen, umgeleitete Pakete oder das sogenannte Love-Scamming, bei dem erst die große Liebe vorgegaukelt wird, nur um später finanzielle Not vorzutäuschen und das Opfer auszunehmen.