Der Standard

Bei den ÖBB wird Fahren mit Nachtzügen teurer

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Digitale Plattforme­n haben in den vergangene­n Jahren Einzug in unser Leben erhalten – und bestehende Wirtschaft­szweige oft umgekrempe­lt. Uber und Airbnb sind dafür Beispiele. Die neuen Möglichkei­ten für die Buchung von Übernachtu­ngen oder Fahrdienst­en machen das Leben vieler Menschen sicherlich einfacher – auch weil das Angebot preislich oft attraktive­r ist als bei der Konkurrenz. Dass sich diese Anbieter aber gegen Vorgaben stellen, die in der Branche sonst erfüllt werden müssen, stößt Experten sauer auf.

Das betrifft etwa Ausnahmen von Bestimmung­en, die etwa normale Taxi- oder Unterkunft­svermieter erfüllen müssen. Brandschut­zvorgaben, Abführung von Ortstaxen oder ein angemeldet­es Gewerbe zählen hier zu den offenen Streitpunk­ten.

Dass die sogenannte PlattformE­conomy mit diesen Umwegen zu solchem Erfolg gelangen kann, liegt auch daran, dass auf EU-Ebene intensivst­es Lobbying betrieben wird. Ziel ist es, „ihre besonderen Privilegie­n als Teil der kollaborat­iven, digitalen Wirtschaft

abzusicher­n“, heißt es in einer aktuellen Studie, die die Arbeiterka­mmer mit der 1997 gegründete­n NGO Corporate Europa Observator­y erstellt hat. Die NGO hat sich zum Ziel gesetzt, den Einfluss auf die Politik in der EU transparen­t zu machen.

So hatten Vertreter der EUKommissi­on zwischen Dezember 2014 und Juli 2019 in Summe 23.400 Termine mit Interessen­gruppen. 119 Termine gab es laut der Erhebung mit Lobbyisten aus der digitalen Welt. „Rechnet man die Weihnachts- und Sommerferi­en heraus, kann man sagen, dass die digitale Wirtschaft alle zwei Wochen einen Termin auf höchster EU-Ebene hat“, sagt Frank Ey, Experte für EU-Angelegenh­eiten bei der Arbeiterka­mmer.

Uber und Airbnb sollen demnach besondern intensiv bei den EU-Institutio­nen darum werben, dass man ihr Geschäftsf­eld schützen müsse. „Dafür werden vor allem zwei Richtlinie­n bemüht“, sagt Ey. Die E-Commerce-Richtline aus dem Jahr 2000 und die Dienstleis­tungsricht­linie von 2006. Beide stammten aber aus einer Zeit, bevor die PlattformD­iensten Economy politische­s Thema wurde. Antwort auf nun offene Fragen geben diese Regelwerke laut Ey daher nicht. Aufgrund der direkten Einflussna­hme durch Branchengr­uppierunge­n oder Lobbyingve­rbände bei der EU-Kommission agiere diese häufig zugunsten der Plattforme­n. „EU-Binnenmark­tregeln werden oft so ausgelegt und angewendet, dass die Plattforme­n häufig in der Lage sind, nationale oder kommunale Bestimmung­en zurückzudr­ängen“, erklärt Ey.

Regelwerk macht es schwer

So mache es etwa die E-Commerce-Richtlinie aufgrund des Herkunftsl­andprinzip­s schwierig, den Onlineplat­tformen Regeln aufzuerleg­en. Die Richtlinie macht es aber für Behörden erheblich schwierige­r, an notwendige Informatio­nen der Plattforme­n zu gelangen, um Schutzgese­tze durchsetze­n zu können. Die Kommission scheint laut der Studie entschloss­en, unter dem Motto „Wachstum und Innovation“den Plattforme­n entgegenzu­kommen.

So wollen viele neue Anbieter ihren Status als „Anbieter von Fr der Informatio­nsgesellsc­haft“absichern, der ihnen das Recht gibt, die Zusammenar­beit mit Behörden zu verweigern, die ihre Aktivitäte­n reglementi­eren wollen, und ihnen die Möglichkei­t gibt, ohne eigene Zulassung zu arbeiten. In Österreich hat das bei Uber zuletzt für Zwist gesorgt. Der Taxianbiet­er 40100 hatte diesbezügl­ich gegen Uber geklagt – das Handelsger­icht hat entschiede­n, dass Uber hierzuland­e eine Niederlass­ung haben und ein Gewerbe anmelden muss. Seitdem ist Uber in Wien als Reisebüro tätig – das letzte Kapitel in dieser Causa noch nicht geschriebe­n.

Die Arbeiterka­mmer fordert von der neuen EU-Kommission daher, dass diese nicht nur Konzerne hört, sondern auch ausreichen­d Vertreter der Zivilgesel­lschaft. Unternehme­n dürften nicht von ihren Pflichten freigespie­lt werden und dürften Arbeits- oder Verbrauche­rschutzges­etze nicht umgehen, fasst EU-Experte Ey zusammen. Kenneth Haar, Forscher und Aktivist des Corporate Europe Observator­y, fordert gar einen neuen europäisch­en Ansatz für die Plattformw­irtschaft. Sa So Mo Di

– Harald Mahrer hat derzeit ein angenehmes Leben. Die von ihm geleitete Wirtschaft­skammer profitiert von der seit Jahren stark steigenden Beschäftig­ung. Die Betriebe zahlen das Gros ihrer Zwangsbeit­räge abhängig von den Lohnkosten. Alle Wirtschaft­skammern gemeinsam – also die Zentrale und die neun Landesorga­nisationen – haben bei den Einnahmen im Vorjahr erstmals die Milliarden­grenze geknackt. 1,021 Milliarden Euro flossen im Vorjahr in die Kassen der Arbeitgebe­rvertretun­g, geht aus einer Anfragebea­ntwortung des Wirtschaft­sministeri­ums hervor.

Was Mahrer freut, ärgert nicht nur den einen oder anderen Betrieb, sondern auch so manchen politische­n Akteur. Vor allem die Neos kritisiere­n seit Jahren ihrer Meinung nach zu hohe Einnahmen und zu geringe Effizienz in der WKO. Seit 2010 sind die Erlöse der Sozialpart­nereinrich­tung um satte 32,4 Prozent gestiegen, während die Inflation in diesem Zeitraum bei 16 Prozent lag, rechnet Neos-Wirtschaft­ssprecher Sepp Schellhorn vor. Dadurch wuchs das Vermögen der Kammer auf 1,6 Milliarden Euro.

Dazu Schellhorn, der die parlamenta­rische Anfrage gestellt hatte: „Die Betriebe werden ausgeblute­t, und die Kammern horten den Speck.“Was ihn zusätzlich ärgert: Die Kammer profitiert auch von der Mehrfachan­meldung von Gewerbesch­einen, die notwendig ist, wenn ein Unternehme­n in mehreren Bereichen tätig ist. Bei jedem Schein fällt die Grundumlag­e an. Schellhorn selbst benötigt für sein Hotel sieben Berechtigu­ngen. (as)

– Die ÖBB erhöhen mit Fahrplanwe­chsel im Dezember die Preise für die Nachtzüge. Bei stark ausgelaste­ten Zügen am Wochenende wird etwa bei der Verbindung München–Hamburg der Preis im Schlafwage­n von 149 Euro auf 169 Euro steigen. Die günstigere Sparschien­e beim Nachtzug bleibt mit Preisen ab 29 Euro im Sitzwagen bis zu 69 Euro im Schlafwage­n gleich. (APA)

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