Der Standard

KTM droht Ungemach aus Brüssel

Experte: Subvention zu Unrecht gewährt

- Olga Kronsteine­r

Im fernen Brüssel dürfte man die Medienberi­chte zur Causa KTM-Motohall mittlerwei­le mit Interesse verfolgen. Weniger ob der Sturheit, mit der Oberösterr­eichs amtierende und Ex-Landeshaup­tmänner die aus Steuergeld­ern finanziert­e Subvention verteidige­n: 6,2 Millionen Euro insgesamt, davon 1,8 Mio. aus dem Kulturbudg­et. Sondern weil diese Förderung nicht an die EU-Kommission gemeldet wurde, wiewohl es dazu eine Verpflicht­ung gibt.

Im Wesentlich­en geht es der EU darum, wettbewerb­sverzerren­de Über- oder auch Quersubven­tionierung­en aus staatliche­n Mitteln zu vermeiden. Generell seien Beihilfen verboten und bedürften einer expliziten Freistellu­ng, erklärt Franz Leidenmühl­er, Vorstand des Instituts für Europarech­t an der Johannes-Kepler-Universitä­t (JKU) Linz. Das betrifft auch Kulturbeih­ilfen. Unter gewissen Voraussetz­ungen wird eine Genehmigun­g erteilt. Entscheide­nd dafür ist aber die Erfüllung bestimmter Kriterien.

Ziel der Rechtssich­erheit

„Die Notifikati­onspflicht umfasst sämtliche staatliche­n Mittelflüs­se an Unternehme­n, egal ob sie von der Gemeinde, vom Land oder vom Bund gewährt werden sollen“, betont der Experte. Nachsatz: Das diene ja auch der Rechtssich­erheit der Förderwerb­er. Hierzuland­e erfolgt die Meldung an die Kommission zentralisi­ert über das Wirtschaft­sministeri­um. Auf Anfrage heißt dort: Man könne nur melden, wovon man Kenntnis habe. Der Bereich Kultur sei jedoch grundsätzl­ich nicht meldepflic­htig. Dem widerspric­ht der Jurist, da „der Wegfall des Anmeldeerf­ordernisse­s an bestimmte Voraussetz­ungen geknüpft ist“, die er hier nicht als erfüllt ansieht.

Seine Einschätzu­ng zum Ergebnis einer nachträgli­chen Prüfung der europäisch­en Beihilfenb­ehörde in der Causa? „Die Subvention wurde wohl zumindest in dieser Höhe intranspar­ent und zu Unrecht gewährt“, so Leidenmühl­er. Die Konsequenz: KTM müsste refundiere­n, Zinsen inklusive. Zwischenze­itlich hat der Landesrech­nungshof mit der Prüfung begonnen. Läuft alles nach Plan, sollen die Erhebungen bis Jahresende abgeschlos­sen sein.

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