Der Standard

Hygiene für den Kapitalmar­kt

Wilhelm Rasinger will für Kleinaktio­näre der Miba mehr heraushole­n und gibt auch im Streit um die Abfindung bei der früheren Constantia Packaging nicht klein bei.

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Die endlose Geschichte um die seinerzeit­ige Constantia Packaging ist um ein Kapitel reicher. Kleinaktio­närsschütz­er Wilhelm Rasinger, Präsident des Interessen­verbands für Anleger (IVA), hat dieser Tage eine Sachverhal­tsdarstell­ung an die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft eingebrach­t. Darin gehe es um die „skandalöse­n“Vorgänge beim Squeeze-out.

Nach langem Rechtsstre­it hatte es für die ehemaligen Kleinaktio­näre der Firma eine Nachzahlun­g gegeben. Nach dem Mehrheitsv­erkauf war den Streubesit­zaktionäre­n 2010 zum Börsen-Abschied nur eine Barabfindu­ng von 47 Euro je Aktie angeboten worden, Gutachter hielten 75 Euro für angemessen. Die einstigen Minderheit­saktionäre erhielten heuer schließlic­h 35,08 Euro drauf. Eine Gruppe von Investoren hatte geklagt. Rasinger warf den Verantwort­lichen

beim Verkauf vor, den Verkaufspr­eis und somit auch die Abfindung gedrückt zu haben. Die Anzeige Ende August begründete er mit „kapitalmar­kthygienis­chen Gründen“. Da könne niemand zur Tagesordnu­ng übergehen.

Das will die IVA auch nicht nach dem Squeeze-out beim Autozulief­erer Miba. Dem Streubesit­z war hier eine Abfindung von 540 bzw. in der Folge 565 Euro je Aktie angeboten worden. Im Überprüfun­gsverfahre­n lautete das Angebot dann auf 699 Euro, mit einem extrem teuren Kostenersa­tz für die Antragstel­ler. Das Verfahren ist noch anhängig.

Auch der gebotene Ausstiegsp­reis für Kleinanleg­er der Atrium (Ex-Meinl-European-Land) ist Rasinger zu wenig. Der Hauptaktio­när, der Atrium von der Börse nehmen will, bot dem Streubesit­z 3,75 Euro je Zertifikat. Der innere Wert liege aber bei 5,05 Euro, so Rasinger im Klub der Wirtschaft­spublizist­en. Beim IVA hätten sich gut 100 Anleger mit mehr als 2,5 Millionen Anteilssch­einen gemeldet. Weil bei Atrium das Recht der Kanalinsel Jersey gilt, ist dagegen in Österreich gerichtlic­h kaum vorzugehen. Das Mindeste sei nun, bei der für Oktober erwarteten Hauptversa­mmlung Protest einzubring­en und mit anderen Investoren Koalitione­n zu suchen. „Nur dumme Schafe blöken nicht, wenn sie geschoren werden“, sagte Rasinger. (APA)

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