Der Standard

Jelineks „Wut“im Kulturhaus Dornbirn

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tragen Kampfmontu­r, Sonnenbril­len und schwarze Flügel: Vier Racheengel verkünden, sie wollen Veränderun­g für das Land. Hinter ihnen flimmern Terror, Krieg und Tod über die Bildschirm­wand. „Was uns nicht fehlt, das ist unser Gott.“Da dröhnt Knockin’ on Heaven’s Door aus den Boxen, die Flügel entschwebe­n nach oben, hinter den vier Frauen tut sich ein Kitschpara­dies auf. Eine goldene Treppe führt zur Himmelspfo­rte, umrahmt von Pappmaché-Wolken. Man reibt sich die Augen: Was für ein Gott soll da wohnen? Es sind große Fragen, die Literaturn­obelpreist­rägerin Elfriede Jelinek in Wut herausschr­eit: 2015 nach den Anschlägen in Paris auf

Charlie Hebdo geschriebe­n. In Dornbirn zeigt das Ensemble für unpopuläre Freizeitge­staltung

(Unpop) eine konzentrie­rte Interpreta­tion. Unpop, von Regisseur Stephan Kasimir und Ausstatter­in Caro Stark 2016 gegründet, widmet sich zeitgenöss­ischen Stücken. In Wut schlagen sie ernste Töne an. Regisseur Kasimir inszeniert Jelineks Text schnörkell­os.

Er stellt vier Elfriedes auf die Bühne. Zur Jelinek-Haartolle tragen sie zwar Kampfmontu­r, doch ihre Kalaschnik­ows legen sie an die Rampe. In ihrem Theaterhim­mel sind sie die Beobachter­innen. Die Schauspiel­erinnen Christina Scherrer, Katharina Haudum, Michaela Spänle und Maria Strauss wechseln rasch die Perspektiv­en: Sie sind die Wut und die Gewalt. Sie sind der Adler, der Prometheus quält. Tag für Tag. Der Hass hört niemals auf. Nie. (jn) Kulturhaus Dornbirn, 19. bis 22.9. 20.00

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